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Völkermord an den Kurden-betr.: Dei Kurden sind das einsamste Volk des Universums

Die Kurden sind das einsamste Volk des Universums

Die Weltöffentlichkeit beobachtet nach dem „sauberen“ Golfkrieg mit neuem Interesse die schmutzige Seite des Konflikts, den Völkermord an dem kurdischen Volk. Ermutigt von den Alliierten wagte dieses wieder einmal einen Aufstand gegen ein übermächtiges Regime und konnte wegen der anfänglichen Schwäche der irakischen Armee zunächst auch ermutigende Erfolge verbuchen. Der Meinungsumschwung in der US-Armeeführung, der den Einsatz von Kampfhubschraubern und schwerer Artillerie ermöglichte und den flächenhaften Abwurf von Napalm und Phosphor duldete, nahm den Aufständischen jede Chance. Aufallend häufig folgen nach Beobachterberichten alliierten Aufklärungsflügen zielgenaue Bomardements von Stellungen der Kurden, ja sogar von Flüchtlingstrecks durch die Armee.

Die Strategie der Alliierten scheint klar: Ein geschwächtes Regime der Baath-Partei garantiert mehr Stabilität als nach Autonomie und Demokratie strebende Volksbewegungen. Die Initiatoren des angeblich zur Durchsetzung des Völkerrechts geführten Golfkrieges führen sich selbst ad absurdum, die Sicherung der US-Vorherrschaft durch Öl und Militärbasen war wohl erheblich wichtiger. In Bezug auf andere Völkerrechtsverletzungen muß in Zukunft wohl jedes neue Auschwitz geduldet werden, da eine Einmischung in innere Angelegenheiten in jedem Fall zu vermeiden ist. Die übrigen Mächtigen dieser Erde halten sich dezent zurück und spendieren einige humanitäre Hilfsgüter, die ankommen werden, wenn Tausende vor den geschlossenen Grenzen der Türkei und zum Iran verhungert oder erfroren sein werden. Dort läßt man sie nicht ein, da die Regimes kaum die „eigenen“ Kurden unter der Knute halten können und sich kein Unruhepotential aufhalsen wollen. Die Strategie der türkischen Regierung (Entvölkerung der Widerstandsgebiete, Umverteilung und Assimilierung der Bevölkerung) zeigt erste Erfolge und soll nicht gefährdet werden, auch ist eine Dezimierung des Kurdischen durch diesen Völkermord sicher auch im Interesse der Nachbarstaaten des Irak.

Durch die Bundesreigerung und einen Teil der Bevölkerung wurde der Golfkrieg befürwortet und Hilfestellung dazu geleistet, angesichts dieser Tragödie beschränkt sich die Reaktion auf salbungsvolle Worte und die oben erwähnte Humanitärhilfe.

Die Gegner des Krieges dagegen entwickelten erstaunliche Initiative in ihrem Protest und mobilisierten machtvolle Massen — und nun? Bis zu diesem Moment starben in den kurdischen Bergen vielleicht schon mehr Menschen als unter alliierten Bomben. Und wer demonstriert nun? Mein Volk hat den „Fehler“ begangen, sich mit der Waffe in der Hand zu wehren, es paßt wohl nicht in das pazifistische Denkschema.

Ich appelliere an alle Menschen, mit offenen Augen die Situation zu erkennen, auf breiter Ebene aktiv zu werden und Einfluß auf die Politik zu nehmen. Helfen Sie mit, das Leiden meines Volkes zu mildern. Ali Erdal Yildrim, stud. oec., aus der Türkei stammender

Kurde

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