: Wenn der Raum fehlt, wird's eng
Kölns Pierre Littbarski besiegte Frankfurts Andreas Möller individuell 1:0 und mannschaftlich 2:1 Littbarski präsentierte von der Erwärmung bis zum Verlassen des Rasens eine große Vorstellung ■ Aus Köln Thomas Lötz
Frankfurts Trainer Jörg Berger sprang erregt von der Bank auf, schrie erbost in der Gegend herum und knallte mehrmals auffordernd die Handflächen gegeneinander. Das war die 86. Minute dieses Rhein-Main-Duells, und exakt in diesem Moment entschloß sich die Eintracht, mehr als keinen Punkt aus dem Müngersdorfer Stadion in den heimischen Riederwald zu entführen — zu spät.
Bis dahin war es das Spiel zweier Kicker gewesen. Pierre Littbarski, die wieder genesene Ein-Mann- Schaltzentrale des FC, sowie Andreas Möller, kindlicher Hessen-Kaiser, auf der Gegenseite. Daß die Kölner allerdings zum ersten Mal in diesem Jahr nach einem Bundesliga-Heimspiel mit zwei Punkten den Platz verlassen konnten, resultierte nicht allein aus der Über-Leistung Littbarskis. Genauso war es nicht nur die Unterlegenheit, die Möller im samstäglichen Duell mit dem gebürtigen Berliner anerkennen mußte. Nein, es war einfach so, daß die Eintracht sich einem absoluten Top-Spiel, wie es in der letzten Saison noch stattfinden durfte, verweigerte. Sie versäumte, eine Antwort darauf zu geben, was die Kölner von Beginn an den 23.000 Zuschauer vorführten: Angriffsfußball.
Die Frage nach dem warum kann nur so beantwortet werden: Frankfurt spielte das Möller-Spiel. Wenn man sich auf diesen Modus erst einmal eingelassen hat, dann bleibt als taktische Variante eben nur jene plötzliche, meist geradeaus gerichtete Geschwindigkeitssteigerung, wie sie im Antritt des Jung-Nationalspielers wahrnehmbar ist. Diese Strategie erfordert aus sich heraus eine einzige Größe: den Raum. Ihn suchte die Eitracht dadurch zu schaffen, daß sie den 1.FC Köln kommen ließ, auf Fehlpässe wartete, um dann blitzschnell — über Möller natürlich — in die entstandenen Lücken hinein anzugreifen.
Jedoch genau in diesem Punkt, der Wahl einer reagierenden Art der Spielanlage mit Zuschnitt auf einen einzigen Spieler, entschied sich das Ganze. Und zwar zugunsten eines FC, der in Pierre Littbarski einen wirklichen Regisseur besaß. Ein Spieler, der an diesem Nachmittag in der Lage war, sich den Anforderungen des Matches, dem Können seiner Mitspieler und dem Spiel des Gegners anzupassen.
Bereits im Verlauf des Aufwärmens beider Teams wurde ein Unterschied deutlich. Während Littbarski das Stretching seiner Mitspieler anleitete, anzeigte, wann vom Trab in den Sprint zu wechseln sei und zum abschließenden Schußtraining jedem seiner Kollegen den Ball vorlegte, trabte Möller völlig einsam seine Bahnen herunter.
Als die Frankfurter sich dann in den letzten Minuten des Spiels entschlossen, die ihnen verbleibenden Chancen zu nutzen, sah man Möller ein letztes Mal. Es war längst nicht mehr sein Spiel. Uwe Bein versiebte einen Freistoß aus 22 Metern. Andreas Möller stand ohne Regung daneben, blickte dem Ball fassungslos hinterher, senkte den Blick und faßte sich an die Nase. Kein Wort zu Bein — individuelle Resignation.
Littbarski wurde als Matchwinner vom Platz geleitet. Der Kleine mit den O-Beinen wußte um seine große Leistung, und sicher wird ihm auch bewußt gewesen sein, daß die Eintracht das Möller-Spiel nicht hätte spielen sollen. Aber sie hatte es ja nicht anders gewollt.
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