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Lambsdorff soll weg

■ Personaldiskussion ohne Ende: Kubicki fordert Möllemann zur Kandidatur im November auf

Berlin (afp/dpa/taz) — In der FDP findet nach Überzeugung ihres Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff eine offensichtlich irreale Personaldebatte um seinen Posten statt. Das „Osterpausen-Theater“ spiegele in keiner Weise „die tatsächliche Lage“ in der Partei wider. Auch die Generalsekretärin der Liberalen, Cornelia Schmalz-Jacobsen, meinte am Wochenende, es sei niemandem verständlich zu machen, „warum eine in inhaltlichen Fragen geschlossene Partei sich durch öffentliche Personaldebatten selbst behindert“.

Für den Vorsitzenden der FDP- Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, ist diese Diskussion nicht nur unnötig und überflüssig. Wie Genscher ist er der Meinung, sie nutze allein dem politischen Gegner. In einem am Samstag bekannt gewordenen Brief an die Fraktion fordert Solms alle Kolleginnen und Kollegen auf, in ihrem Einflußbereich dazu beizutragen, „aufkommende Diskussionen dieser Art totzutreten“. Es scheine ihm auch, wie er schreibt, gelegentlich weise zu sein, auf entsprechende Fragen von Journalisten nicht zu antworten.

Doch die Parteispitze hat ihre Liberalen nicht im Griff. Die Diskussion um die Ablösung des Grafen durch Bundeswirtschaftsminister Möllemann auf dem Bundesparteitag im thüringischen Suhl im November geht weiter. Sie war am Mittwoch vergangener Woche vom rheinland- pfälzischen FDP-Spitzenkandidaten Brüderle mit der Kritik in Gang gesetzt worden, Lambsdorff habe das gute Bundestagswahlergebnis verspielt und müsse jetzt schon Möllemann Platz machen.

Mittlerweile hat Brüderle Schützenhilfe aus Kiel erhalten. Der schleswig-holsteinische FDP-Chef Wolfgang Kubicki meinte mit Blick auf die Steuererhöhungen, Lambsdorff habe vor der Bundestagswahl „zu viele markige Sprüche geklopft und nach der Wahl zu wenig gehalten“. Die ostdeutschen Delegierten würden ihn in Suhl sicher nicht wählen. Wegen ehrenrühriger Behauptungen hat der Parteivorsitzende jetzt dem Kieler Liberalen ein Bundesschiedsgerichtsverfahren angedroht. Kubicki hatte darüber spekuliert, daß Lambsdorff zu einer „Liquidierung der Treuhand“ nicht bereit sei, weil seine Anwaltskanzlei Beraterverträge für die Treuhand wahrnehme. Möllemann selbst äußert sich nur unklar über seine Pläne für den November-Parteitag. Eine Debatte über die künftige Spitzenbesetzung in der Partei sei nicht hilfreich, meinte er. bg

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