: Utopien aufgeben, bedeutet langsames Sterben-betr.: "Blutige Spekulationen" (Die RAF biedert sich bei den Opfern der Wende an), Kommentar von Gerd Rosenkranz, taz vom 3.4.91
betr.: „Blutige Spekulationen“ (Die RAF biedert sich bei den Opfern der Wende an),
Kommentar von Gerd Rosenkranz,
taz vom 3.4.91
[...] Ich bin keine Insiderin, die alles besser weiß, ganz sicher hab' ich wenig Einblick, und trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, daß die RAF sich den armen Ossis anbiedert. Das hieße ja, nur noch zu reagieren, keine selbstbestimmte Politik im Kopf mehr zu haben. So kommt mir die RAF nicht vor, im Gegenteil, ich habe den Eindruck, daß sie an einer politischen Linie festhält, sie weiterverfolgt, auch wenn die Wahl der Mittel von der Mehrheit als nicht akzeptabel behandelt werden. Ich denke auch, eine politische Haltung wird nicht davon beeinflußt, ob sie politisch etwas bewegt. Es bewegt sich in der Regel nichts. Deshalb Utopien aufzugeben, bedeutet tatsächlich langsames Sterben.
Daß in einer Welt von blutigen Massenmordens, von höchsten Politikern abgesegnet und von den Massen geduldet, keine klammheimliche Freude aufkommt, ist wohl einfach zu erklären; daß die RAF darauf spekulierte, wäre doch etwas zu billig.
Ich würde mir wünschen, die taz und Herr Rosenkranz würden zu diesem Thema weniger angepaßt berichten/kommentieren. Mehr gegen den Strich denken und auch berichten, wäre endlich angesagt. Denn es wird doch in nächster Zeit darum gehen, die RAF-Stasi-Konstruktion zur Öffnung der Stasi-Akten für den VS zu benutzen, oder? Dorothee Widmann,
Rielasingen
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