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Das Zeiss-Hauptwerk in Jena wird zum Gewerbepark

■ Farthmann: in Düsseldorf nicht „alle Zelte abbrechen“/ 17.000 sollen gehen

Jena/Düsseldorf (dpa/taz) — Zahlreiche Immobilien der Jenoptik Carl Zeiss Jena GmbH sollen künftig nicht mehr für die Produktion genutzt werden. Künftig will sich der Hersteller optischer und feinmechanischer Geräte von Medizin- und Weltraumtechnik auf „Kerngeschäfte“ konzentrieren. Damit verbunden sei ein neues „Standortkonzept“, das die „Verwertung und Vermarktung von Immobilien“ einschließt, teilte am Montag die Jenoptik-Geschäftsführung mit.

Ziel sei es, durch die Vergabe von Flächen und Gebäuden die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu unterstützen. Die Jenoptik GmbH, mit nach eigenen Angaben gegenwärtig 27.000 Beschäftigten größtes Industrieunternehmen in Thüringen, will nach Ankündigungen der Geschäftsführung die Belegschaft schrittweise auf etwa 10.000 verringern. Nach einer Betriebsvereinbarung darf allerdings vor Ende 1991 niemand entlassen werden.

197.000 Quadratmeter Büro-, Produktions- und Lager- sowie Freiflächen wurden bereits der Stadt und Privatunternehmen übergeben, informierte Zeiss. Ein Werksteil werde durch „ausgegründete“ und private neue Firmen genutzt. Ein weiterer Teil des „Nordwerkes“ mit 92.000 Quadratmetern soll bis auf wenige Bereiche bis Ende 1991 geräumt werden. Entstehen wird auf dem Gelände ein Gewerbepark für die Ansiedlung klein- und mittelständischer Betriebe. Gegenwärtig werde eine Altlastenstudie erarbeitet. Auch das Hauptwerk im Stadtzentrum soll bis auf wenige Ausnahmen bis Ende 1992 „frei von Produktion“ sein. Vorgesehen sei hier ein Industrie- und Gewerbepark.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Düsseldorfer Landtag, Friedhelm Farthmann (60), will bei den Zeiss- Werken eine Mittlerrolle übernehmen, ohne in Düsseldorf „alle Zelte abbrechen zu müssen“. Dies teilte Farthmann auf Anfrage durch sein Büro mit. Farthmann besucht derzeit eine Landesvorstandssitzung der thüringischen SPD in Erfurt. Dort soll es voraussichtlich zu einem Gespräch zwischen dem Düsseldorfer SPD-Fraktionschef und Thüringens Ministerpräsident Josef Duchac (CDU) über die zukünftige Führungsspitze bei dem Optikunternehmen kommen.

Farthmann wird seit Wochen vor allem von den verzweifelten Betriebsräten des tiefrote Zahlen schreibenden Unternehmens zur Übernahme des Vorstandsvorsitzes gedrängt. Wie der Sprecher der Düsseldorfer SPD-Landtagsfraktion mitteilte, halte Farthmann sich bislang alle Optionen offen. Neben dem Vorstandsvorsitz wird derzeit darüber spekuliert, ob Farthmann eventuell neben seinem Amt in Düsseldorf die Leitung des Aufsichtsrates bei Zeiss übernimmt.

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