Institutionalisierte Innovation

■ Das Künstlerhaus Bethanien sponsort den Senat

Seit 18 Jahren pflegt das einstige Krankenhaus die Künste. Im Bethanien werkelten seitdem rund 300 Künstler aller Sparten in den hauseigenen Ateliers, junge Theaterprofis bildeten sich in den internationalen Regieseminaren weiter, regelmäßige Ausstellungen, Theater- und Musikveranstaltungen des Bethanien gehören zum Stadtalltag.

Bislang wurde das Künstlerhaus vom Senat weitgehend subventioniert, derzeit fehlen jedoch nicht nur wegen aktueller Haushaltskürzungen 200.000 DM, um das Atelierprogramm und 150.000 DM, um die Regieseminare weiterzuführen. Die institutionelle Förderung wurde schon in den vergangenen Jahren nur fortgeschrieben, nie verbessert, erläuterte Bethanien-Leiter Michael Haerdter gestern vor der Presse.

Statt der eigentlich benötigten zwei Millionen DM hätte man schon bisher mit weniger als der Hälfte auskommen müssen. Für die Zukunft stellt sich Haerdter einen disponiblen Projektmitteletat um 400.000 DM und einen Sachmitteletat um 250.000 DM zusätzlich zum Personaletat vor, damit die »ökonomisch funktionierende und leistungsfähige Maschine zur Wahrnehmung künstlerischer Aufgaben« läuft. Denn die Werkstätten und Atelierprogramme gälten schon jetzt auch international als Berliner Markenzeichen für ein Dienstleistungszentrum, das regionalen und internationalen Kulturaustausch betreibt.

Um so absurder, daß die Finanzierung dieser exemplarischen öffentlichen Aufgabe (noch) nicht öffentlich gesichert ist. Schon jetzt stellen sich die neu eingestellten künstlerischen Leiter Rene Odenthal (für den Theaterbereich) und Christoph Tannert (für das Atelierprogramm) auf die Sponsorensuche ein. So soll das Gastspiel des Acts-Theaters aus Griechenland mit volkseigenen Drachmen und das deutsch-japanische Theaterprojekt Windstation mit den Yens großer japanischer Konzerne finanziert werden. Von der Infrastruktur und dem Vermarktungs- und Verbindungs-Know-how sollen auch die Berliner freien Theater durch Vermittlung von Gastspielen etc. profitieren; letztlich verspricht sich Ex-Theaterhausmitarbeiter Odenthal sogar einen positiven Effekt auf die Berliner Theaterszene, die endlich durchlüftet würde und sich auf den internationalen Festivals bewähren müßte.

Schwieriger scheint die Sponsorensuche bei den bildenden Künstlern des Atelierprogramms, das sich gerade den sperrigen Bildbegriffen verschrieben hat, und bei den Regieseminaren für Film und Theater, deren Öffentlichkeit beschränkt sein muß. Eine mittel- und langfristige Planung sei mit Sponsorenabhängigkeit nicht möglich, erklärte die Regieseminar-Leiterin Ewa Strozczynska-Wille. Die schon einmal zusammengestrichenen, geplanten Regieseminare mit den polnischen Regisseuren Krystof Kieslowski, Edward Zebrowski, Agnieszka Hollan, Wojciech Marczewski und im Theaterbereich mit Andrea Breth, George Tabori und Anatolij Wassiljew, dem Begründer der Moskauer Schule der Dramatischen Kunst, harren noch Berliner Subventionen; allein für das deutsch-russische Wassiljew-Projekt zeichnen sich private Geldgeber ab.

Trotzdem sieht Michael Haerdter die Situation noch optimistisch. Vom Zustandekommen eines »Fördervereins Künstlerhaus Bethanien«, der analog zu den »Freunden der Nationalgalerie« das Bethanien freundlich unterstützen soll, sei er selbst überrascht gewesen. Und schließlich habe man das, was sich Firmenmanagements unter Innovation und Querdenken vorstellten, permanent im Programm. DoRoh