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Optimistisch in die strahlende Zukunft

■ PreussenElektra-Chef Krämer will neue Atomkraftwerke bis Ende des Jahrzehnts/ Greifswald-Schrott soll Meiler in Bulgarien sicherer machen/ Kompromisse bei kommunaler Stromversorgung?

Berlin (taz/dpa) — Die in Greifswald und Stendal geplanten Neu- Atomkraftwerke von Siemens/ KWU sollen bis zum Ende dieses Jahrzehnts fertig sein. Das erklärte der Vorstandsvorsitzende der PreussenElektra, Hermann Krämer, anläßlich der Gesellschafterversammlung der Pariser-Dependance der weltweiten Atomlobby-Organisation (Wano) in Berlin.

Gleichzeitig bot Krämer den Ost- Städten im andauernden Streit um die Einrichtung einer kommunalen Stromversorgung Kompromisse an. Der Gründung selbstständiger Stadtwerke würden sich die Elektroversorgungsunternehmen nicht grundsätzlich widersetzen. Man sei dabei auch für Entscheidungen offen, die „von den Festlegungen des Stromvertrags abweichen, wenn sie sinnvoll und wirtschaftlich verantwortbar sind“.

Krämer warnte jedoch vor der Vorstellung, mit der Übernahme der Stromverteilung durch die Stadtwerke „eine Geldquelle für die Lösung aller weiteren anstehenden Probleme im Kommunalbereich erschließen zu können“.

Für die künftige Energieversorgung der neuen Länder erwartet der PreussenElektra-Chef eine Kraftwerkskapazität aus Braunkohlekraftwerken von 8.000 bis 9.000 Megawatt (MW). Das entspricht einem Braunkohlebedarf der Stromwirtschaft von nur noch 70 bis 80 Millionen Tonnen jährlich. 1989 wurden noch über 300 Millionen Tonnen verbrannt. Ferner müßten neben den geplanten und mit Importkohle zu befeuernden 550-MW- Steinkohleblöcken in Rostock und Lübeck drei bis vier weitere Blöcke dieses Typs gebaut werden.

Die Reaktorblöcke V bis VIII in Greifswald und die im Bau befindlichen beiden Meiler in Stendal würden endgültig nicht fertiggestellt. Ihre Nachrüstung sei unwirtschaftlich. Auslegung und Sicherheitsstandard dieser Blöcke seien aber prinzipiell unbedenklich, behauptete Krämer. Teile der stillgelegten Schrottmeiler in Greifswald sollen nach den Vorstellungen der Wano im bulgarischen AKW Kozloduy eingesetzt werden. Krämer wertete den windigen Transfer als Beleg für den hohen AKW-Sicherheitsstandard in Deutschland. Teile, die hierzulande den Anforderungen nicht genügten, könnten in Bulgarien zusätzliche Sicherheit bringen.

Bei der Wano—Tagung debattierten AKW-Betreiber aus 14 europäischen und lateinamerikanischen Staaten über eine Unterstützung der Atomstromer aus Osteuropa. ten/gero

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