: LIFE in der Straßenbahn Ponal gefaltet
■ Bei Veltzke und in der Linie 1: Tony Munzlinger / Bei Rabuis: Edgar Hofschen und Brigitta Kordina / INKATT: Ysuf Bilge
Tony Munzlinger ist wahnsinnig berühmt, weil ihm schonmal ein Titelblatt von LIFE gewidmet war. Sollte jemand ihn noch nicht kennen, in den nächsten Wochen geht kein Weg an ihm vorbei. Seine Kunst fährt nämlich auf und in der Straßenbahn durch Bremen. Die „Kunstbahn“ verkehrt ab heute auf der Linie 1. Und ab Sonntag (11 Uhr; vgl. URDRÜ S.28!) gibt es zudem eine Ausstellung in der Galerie Veltzke. Tony Munzlinger (Jg. '34) ist erstmal Zeichner, dann Illustrator, dann auch Maler, Designer, Cartoonist und hat gesungen. Erst druckte der „Kölner Stadtanzeiger“ seine Zeichnungen, dann „Pardon“ und dann die Welt. Er trickzeichnete TV- Serien wie „Unterwegs mit Odysseus“ oder „Die Abenteuer des Herakles“. Oder illustrierte Kinderbücher (“Vom Pünktchen auf dem i“; „Die Geschichte vom Warten“). Munzlingers Arbeiten zeichnen sich durch einen sehr klaren Strich und bei den Illustrationen durch übergroße Routine im Umgang mit Farbe aus, sprich: Sie wirken schnell plakativ und glatt. Und kommen so auch locker mit einem Thema wie „Tod“ zurecht. (Veltzke, Graf-Moltke- Straße 37, bis zum 18.Mai; die Straßenbahn AG macht heute um 10 Uhr am Kundendienstcenter Domsheide eine Signierstunde mit Munzlinger; danach geht es mit der „Kunstbahn“ nach Blockdieck, wo Kinder ein Wartehäuschen a la Tony bemalt haben. Die Bahn verkehrt drei bis vier Wochen.)
In den 70ern gehörte er mit Zeniuk, Graupner und Gierke zu den Malern der „geplanten Malerei“. Mit Besessenheit verbannte er Fläche und Farbe aus seinen Bildern. In den letzten Jahren wußte kaum jemand, was Edgar Hofschen (Jg. '41) macht. Jetzt wird er von Katrin Rabus ausgestellt, die ihn seit '82 „führt“. Seine schwer konsumierbaren großen Arbeiten leben vom Malgrund, altem und nutzungsbeschmutztem Segeltuch, dessen Löcher mit „Ponal und Papier“ geflickt sind. Mit diesen Flicken und den über das Bild laufenden Nähten / Grenzen / Brüchen setzt Hofschen sehr reduzierte Zeichen, die sich jeder gängigen Interpretation entziehen. — Im hinteren Teil der Galerie kann man sich noch die heiteren und optisch irritierenden Objekte der Wienerin Brigitta Kordina ansehen (Jg.'44). Sie arbeitet mit (farbigen) Spiegeln, darübergelegten Rastern und gefalteten Metallflächen, die gegen weiße Galeriewände wie grafische Elemente einer avantgardistischen Kunstzeitschrift wirken. (Plantage 13, bis zum 30.April)
Die hochlöblich-ehrenamtlich tätige Obervielander Galerie Inkatt, die Hobby- und Profikunst zeigt und auch das Kunsthandwerk nicht verschmäht, hat 1. Geburtstag. Zur Begehung wird am Samstag, 19.30h, eine Ausstellung mit dem Bremen-Türken Ysuf Bilge eröffnet. Der Autodidakt mit einigen Jahren Kunststudium in Istanbul hat die Kunst nach vielen Jobs zu seinem Beruf gemacht und realisierte in Tenever ein Wandbild. Er malt figurativ, überspitzend, Alltägliches. Titel der Ausstellung: „Bremistan — Reise von hier nach dort“. (Alte Schule Theodor Billroth Straße 5, Tel.:558879; bis 5.5.) Bus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen