INVEST IN OST: Freude über Ohrfeigen
■ Gedränge am Treuhand-Messestand in Hannover
Hannover (taz) — „Am Mittwoch hatten wir über 1.500 Anfragen. Gestern haben wir bis weit nach Feierabend noch Interessenten am Stand gehabt. Und heute, Sie sehen es ja, wird es wieder so.“ Der Mann aus der Treuhand-Pressestelle kann sich nicht so recht entscheiden, ob er stöhnen oder sich freuen soll. Jedenfalls ist die Info-Zentrale der Treuhand einer der bestbesuchten Stände auf der Industriemesse in Hannover. Dabei liegt er fast ein bißchen versteckt, im zweiten Obergeschoß der Messehalle 2. Zu Dutzenden drängen sich die Anzug- und Kofferträger mit schwäbischem oder rheinischem Akzent um die neun Terminals, auf denen die Treuhand-Offerten abzurufen sind.
Doch so erfreut die Standmänner einschließlich des abkommandierten Personals aus den Niederlassungen über die mittelständische Resonanz sein können — im Grunde bedeutet jeder Interessent auch eine Ohrfeige für die bisherige Arbeit der Anstalt. Denn daß das Informationsbedürfnis über die so groß und die Informationen der mutmaßlichen Kundschaft so klein sind, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Arbeit vor allem der Niederlassungen. Auch die Wessis in Halle 2 mögen zum Teil einfach nur neugierig sein, dennoch zeigt die Erfahrung, daß aus vielen Anfragen tatsächlich Geschäftsabschlüsse entstehen.
Und wenn schon diese Ohrfeigen bei der Treuhand als positive Resonanz gespürt werden — die Betroffenen in den Betrieben haben sinnliche Erfahrungen mit dem Markt bereits seit Monaten hinzunehmen. Solange nämlich schon, wie sie nicht wissen, ob für sie ein seriöser West-Investor gefunden wurde oder nicht. Von der Baufirma über die Kiesgrube bis zur Großbäckerei, der Eindruck stellt sich ein, als ob die Niederlassungen ihre Arbeit bislang eher als Passiv- Geschäft verstanden hat: Warten, bis jemand kommt.
Sicher sein, daß die jetzt endlich angebotenen Firmen noch zu haben sind, können die Mittelständler in Hannover allerdings kaum: Die Daten werden nicht ständig aktualisiert. diba
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