: In Bewegung gesetzte Lebensfreude
■ „Dancing Highlights“: die Fans johlen und die Loge feiert ihren Frühjahrs-Ball
“Warum haben wir für sowas Schönes nicht unseren Fotoapparat mitgebracht?“ ärgerten sich zwei tanzbegeisterte Zuschauer während der „Dancing Highlights“ am Samstag in der Stadthalle. Auf diese beiden war schon zu Beginn der „Funken der Lebensfreude“ übergesprungen, wie es sich die Veranstalter vom TSG Bremerhaven vorgestellt hatten. Für Geschäftsführer Frank Schildt ist „Tanzen in Bewegung umgesetzte Lebensfreude. Die Dancing Highligts bestehen aus den drei Ingredienzen Tanzen als Hochleistungssport, Tanzen in Perfektion als Show und Tanzen als geselliges Beisammensein.“
Zwei Formationsturniere mit hochkarätiger Besetzung sorgten für den Hochleistungssport während der Highlights. Vor der entscheidenden kurzen Ewigkeit einer vier bis sechsminütigen Kür steht den Sportlern die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Vor dem Eingang stellen sich die acht Paare nach Geschlechtern getrennt zu zwei stillschweigenden Kreisen zusammen — Ruhe. Plötzlich brüllen die TänzerInnen los, die Männern hauen sich wie Highschool-Kids in die Hände. „Hiermit beschwören wir unsere Zusammengehörigkeit“, erklärt der Ludwigsburger Trainer Uwe Endress.
In den Standardtänzen gewannen die Weltmeister vom TC Ludwigsburg gegen die Europameister vom Blau-Gelb Braunschweig den Ehrenteller des Senats. Die im Formationstanzsport umstrittenen Preisgelder gab es nicht zu gewinnen.
Der Höhepunkt des Abends war zumindest für die Besucher auf den Rängen das „Latein“ Turnier. Beim Einmarsch der Lokalmatadoren und Titelsammler (12mal deutscher Meister, 3mal Europameister und 8mal Weltmeister) vom TSG Bremerhaven johlten sie wie sonst nur die Ostkurve im Weserstadion. „Zicke- Zacke-Heu-Heu-Heu“.
Was für die eingeschworenen Fans — „Der TSG ist mein Leben. Wir fahren zu jedem Auftritt mit zwei bis drei Bussen mit“ — selbstverständlich ist, verunsicherte die 1000 Besucher auf den Logenplätzen etwas. Einige schauten ratlos, denn sie hatten sich wohl eher auf den vom Veranstalter angekündigten „einzigartigen Ballabend“ bei Sekt und Roastbeef vorbereitet.
Die sechs internationalen Teams zeigten den 3.700 Zuschauer ihre makellosen Kürprogramme mit festgewachsenem Lächeln. Mit ihrer Kür zu West- Side-Story gewann die TSG. Die Fans johlten; die Loge klatschte. Trainer Horst Beer war begeistert: „Wir haben gewonnen, weil die Preisrichter unser modernes Programm gewürdigt haben. Unser Konkurrent Aachen tanzt eher klassisch. Die Teams aus Osteuropa sind sehr kraftvoll aber etwas unkontrolliert. Formationstanzen ist doch kein Fitneßtraining.“
Zwischen dem Hochleistungssporteinlagen zeigte die Volkstanzgruppe aus Riga wie Lettland tanzt. Und die Publikumslieblinge Horst und Andrea Beer vollführten ihre neue Kür und konnten den „Zugabe“-Rufen nicht widerstehen. Und in den Pausen, wenn die Big Band der Bundeswehr das Publikum zum Tanz aufforderte, war das Parkett von einer sich hin und her schiebenden Masse gefüllt.
Nur auf Sportsenator Volker Kröning sprang die Lebensfreude nicht über; er blieb stur sitzen. Seine Frau:“Er ist ein miserabler Tänzer.“ Doch auch für ihn war der Abend ein „ästhetisches Erlebnis“.
Hajo Oltmanns
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