: Bankraub! Täter: Bremer Behörde
■ Vegesacker Traditionsverein stiftete zur Tat an
Wie erst jetzt bekannt wurde, bereicherten sich in der vergangenen Woche am hellichten Tage einige Männer an öffentlichem Eigentum — wahrscheinlich in blauem Zeug. Dreisterweise demontierten sie zwei Bänke mitsamt Tischen am Vegesacker Utkiek, einem beliebten öffentlichen Ort mit Sitzgelegenheiten an der Weser. Unter den verdutzten Blicken mancher StammbesucherInnen des Domizils machten sich die Mitarbeiter des Bremen-Norder Gartenbauamtes ans Werk und alteingesessene VegesackerInnen zermartern sich den Kopf: „Was soll das?“ Hat die Behördenbürokratie wieder einmal Purzelbäume geschlagen? Oder sind gar die Bauamtler dem Wahn verfallen, sich günstig Mobiliar für den eigenen Kleingarten zu organisieren? Nichts von alledem. Ausgerechnet der traditionelle „Stadtgarten- und Verschönerungsverein für Vegesack und Umgebung“ hat seine Finger im Spiel. (Achtung, dessen Vorsitzender ist immer der Vegesacker Ortsamtsleiter!)
„Das ist ein störendes Domizil für alle möglichen Gestalten“, rechtfertigt sich Vereinsschriftführer und Vegesacks stellvertretender Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt den Bankraub. Jugendliche, die dort immer säßen, hätten die Passanten gestört. Weitsichtige ZeitgenossInnen werden auch begreifen, welch wirtschaftlicher Schaden von der Vegesacker Gastronomie abgewendet wurde. Viele Gäste fühlten sich gestört. „Bis spät in der Nacht ist da Randale“, beschreibt ein Hotelier die grausame Szene, „und die Polizei ist ja auch öfter da.“
Doch das Böse gibt nach Augenzeugenberichten nicht auf. Die verbliebenen Bänke werden auch ohne Tische von finsteren Gestalten genutzt. Ulf Buschmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen