piwik no script img

Die Logik eines Grafen Dracula-betr.: Leserbriefe um Rohwedder-Mord, taz vom 9.4.91 und Dokumentation: "Wer nicht kämpft, stirbt auf Raften", taz vom 8.4.91

betr.: Leserbriefe um Rohwedder- Mord von Dirk Albrodt und Michael Pietsch, taz vom 9.4.91, Dokumentation: „Wer nicht kämpft, stirbt auf Raten“, taz vom 8.4.91

Bravo, Dirk Albrodt, Du hast mir aus dem Herzen gesprochen! Du hast zu der RAF geredet wie zu einem kranken Pferd! Aber ist Dir nicht aufgefallen, wie genial sich die Rohwedder-Mörder gegen jeden Versuch immunisiert haben, mit ihnen über politische Ziele und Mittel zu diskutieren? Die wirklich supergeniale Universalrechtfertigung lautet: „Wer nicht kämpft, stirbt auf Raten.“ Da für die RAF „kämpfen“ ein Synonym für „töten“ ist, könnte der Satz lauten: „Wer nicht tötet, stirbt auf Raten.“ Wer das Töten von Menschen so „rechtfertigt“, dem ist nun wirklich nicht beizukommen. Das ist die Logik eines Grafen Dracula, der in gewissen Abständen „frisches Blut“ braucht.

Wir alle, die wir uns damit abgefunden haben, daß wir in Raten sterben müssen und die Abschaffung von Menschenopfern und Todesstrafe für eine Errungenschaft der Zivilisation halten, können nur hoffen, daß die Damen und Herren von der RAF sich nach der letzten Frischblutzufuhr möglichst lange quicklebendig fühlen mögen! Das ist eine meiner bescheidenen Hoffnungen, lieber Michael Pietsch! Otto Cramer, Seevetal

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen