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Anmaßend-betr.: Dokumentation: "Wer nicht kämpft, stirbt auf Raten", taz vom 8.4.91

betr.: Dokumentation: „Wer nicht kämpft, stirbt auf Raten“,

taz vom 8.4.91

[...] „...die über Leichen gehen“, das ist nicht etwa eine martialische Selbstdarstellung der RAF, das sind vielmehr diejenigen, die von Auserwählten zu einer Leiche gemacht werden. Das Opfer ist laut Täterangaben „brutal und arrogant“ und wird, quasi logisch, ebenso umgebracht. Die sich hier anmaßen, das Ziel einer „greifbaren menschlichen Perspektive“ im wahrsten Sinne des Wortes in Angriff zu nehmen, verdienen eigentlich nichts außer Verachtung.

Der Weg zu einer wie auch immer gearteten menschenwürdigen Gesellschaft kann nicht damit beginnen, daß man deren eigentliche Grundsätze mit Füßen tritt. „Ein menschliches Leben in Würde“, die hier nicht näher definierte „Selbstbestimmung“, das sind Ideale, deren Verwirklichung man nicht Mördern, gleich welcher Richtung sie sich verschrieben haben, anvertrauen sollte.

Hoffentlich wird diese „Erklärung“ als das erkannt, was sie wohl ist: eine Ansammlung von Allgemeinplätzen, die der anvisierten „Linken“ vielfach die Möglichkeit bieten soll, sich zu solidarisieren. Anbiederung, um sich (was als Vorwurf gegen Gewerkschaften gedacht ist) an „die Spitze einer Protestbewegung“ zu stellen. Bleibt die Kritikfähigkeit erhalten, oder können Barbaren mit Solidarität rechnen? Fabian Steffen, Seevetal

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