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König Fahd will von Reformen nichts wissen

■ Saudi-Arabiens Monarch rüstet statt dessen die Armee auf

Riad (wps/afp) — Die Sprache ist höflich, an Respektbezeugungen gegenüber dem Monarchen ist kein Mangel, und auch die Forderungen sind bescheiden: Auf nationaler und lokaler Ebene sollten Konsultativräte eingerichtet und die Macht der „Mutawin“, der ultrakonservativen islamischen Polizei beschnitten werden. Der „offene Brief“ von 43 saudischen Geschäftsleuten und Intellektuellen an König Fahd bekräftigt auch explizit die Unterstützung für das existierende Herrschaftssystem und die „edle Königsfamilie“, die „ein gerechter Herrscher“ ist. Dennoch wurde er in keiner der saudischen Zeitungen veröffentlicht und konnte lediglich in der oppositionellen Exilpresse in Kairo erscheinen.

Die Furcht der saudischen Zeitungen, sich mit dem Abdruck dieses vorsichtigen Reformappells den Zorn der Königsfamilie oder der „Mutawin“ zuzuziehen, zeigt nur zu deutlich die geänderte Stimmung in Saudi-Arabien. Von den Reformhoffnungen des vergangenen Herbstes, als die liberalen Kräfte im Land mit der Ankunft von Hunderttausenden ausländischer Soldaten in dem ansonsten hermetisch abgeriegelten Land auch an eine politische und gesellschaftliche Öffnung Saudi-Arabiens glaubten, ist nicht viel geblieben. Ganz im Gegenteil: Der schnelle Sieg gegen den Irak scheint König Fahds persönliche Autorität enorm gestärkt zu haben.

In seiner Ansprache zum Ende des Fastenmonats Ramadan erklärte der saudische Herrscher am Montag, sein Land habe aus dem Golfkrieg „wichtige Lehren“ gezogen: Die Armee solle „mit der am höchsten entwickelten Waffentechnik der Welt verstärkt und vergrößert“ werden, so der Monarch. Für politische Reformen hingegen besteht für König Fahd, der als Kronprinz die wirtschaftliche Modernisierung des Wüstenstaats eingeleitet hatte, derzeit keine Notwendigkeit. Die ungewisse Situation im benachbarten Kuwait, wo die Herrschaft der Familie Sabah unter starken Druck der demokratischen Reformkräfte gekommen ist, wird in Riad vielmehr als Warnung vor ernsthaften Zugeständnissen im eigenen Land verstanden.

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