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Erster Fall von Cholera in Chile

Lima/Rio de Janeiro (dpa/taz) — Rund zehn Wochen nach dem ersten Cholera-Fall in Peru weitet sich die Seuche offenbar mit hoher Geschwindigkeit in ganz Lateinamerika aus. Zuletzt wurden der erste Kranke aus Chile sowie drei Cholera-Verdächtige aus Brasilien gemeldet. Von der Krankheit bislang verschonte Länder wie Argentinien und Venezuela haben ihre Grenzkontrollen drastisch verschärft.

In der brasilianischen Stadt Tabatinga im Grenzgebiet zu Peru und Kolumbien wurden am Mittwoch drei Menschen, die rohen Fisch gegessen hatten, in Krankenhäusern mit dem Verdacht auf Cholera untersucht. Am Vortag hatte die Behörden in der chilenischen Hauptstadt Santiago mitgeteilt, daß bei einem mit Durchfall eingelieferten Mann erstmals Cholera diagnostiziert wurde. Nach Angaben des Gesundheitsministers ist der Erreger mit dem in Peru entdeckten identisch. Wie es zu der Ansteckung kam, ist jedoch ungeklärt.

In Peru, wo die Krankheit zuerst in der am Pazifik gelegenen Hafenstadt Chimbote im Februar auftrat, sind inzwischen knapp 150.000 Menschen an Cholera erkrankt.

Im benachbarten Ekuador, wo es bereits 24 Cholera-Tote gab, haben die Behörden nach eigenen Angaben „alles unter Kontrolle“. Dagegen befüchten die Ärzte, daß ihnen die Bekämpfung der Cholera „aus den Händen gleitet“. Während die Regierung von 300 Erkrankungen spricht, sind es nach Angaben eines Vertreters der Weltgesundheitsorganisation in Ekuador inzwischen 1.200.

In der kolumbianischen Hafenstadt Tumaco, wo offiziell 112 Menschen bisher angesteckt wurden, wird in Berichten von knapp 90.000 von der Krankheit bedrohten Menschen ausgegangen. In Brasilien rechnet das Gesundheitsministerium in diesem Jahr mit drei Millionen Cholera-Erkrankungen.

Experten in Lima gehen davon aus, daß die Cholera auf das mittelamerikanische Panama und Nicaragua bis nach Mexiko übergreifen könnte. Die Präsidenten Mittelamerikas wollen bei einem Treffen in Panama Ende April über Möglichkeiten beraten, die Ausbreitung der Cholera von Süd- nach Mittelamerika zu verhindern. In der nicaraguanischen Hauptstadt Managua wollen die Behörden als vorbeugende Maßnahme den Kampf gegen die schätzungsweise zehn Millionen Ratten der Stadt aufnehmen.

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