: The Godfathers
■ Politische Salonlöwen
Peter Coyne beim Würgen (Foto: Petra Gall)
The Godfathers Politische Salonlöwen
Damals gab es mal eine Band namens Sid Presley Experience. Die Richtung legte schon der Name offen: alles, was gut war und Rock'n‘Roll hieß. Sid (Vicious), (Elvis) Presley und (Jimi Hendrix) Experience. Als sie sich auflösten, entstanden daraus die Godfathers und führten die schöne, alte Pubrock-Tradition der Insel zu einer einsamen Blüte. Trocken knarzender Hardrock mit satten Bluesriffs, ihr erste Platte trug dem Titel »Hit By Hit« vollste Rechnung.
Mit der zweiten »Birth, School, Work, Death« kam der Durchbruch zu Stadionausmaßen und die Essenz ihres Schaffens. Die wunderhübsche Diskrepanz zwischen Peter Coynes dreckig-wütend herausgekotztem Hackney-Akzent und dem fast emotionslosen Kastraten-Chor, der versoffene Mannhaftigkeit trotzdem nicht verleugnen konnte, lappte so weit auseinander, daß sich im Hörerhirn das Anliegen gut verhaken konnte. »So listen all you people to what I have to say/ Every night's a gas if you want it that way/ All you need is money and a little bit of luck/ It ain't greedy baby all I want is all you've got/ Cause I said so« Waren das nun mit Seidenanzügen verkleidete Prolls, die da sprachen, oder zu ausführlich Studierte, die dem Volk auf's Maul schauten?
Auch auf der neuen Platte »Unreal World« gibt es zumindest den dezidiert politischen Titelsong: »Time's like money it's soon spent/ Let's talk about the government/ They're selling England by the gram/ We're stranded in the strangest land« Dabei bleibt es dann aber auch, und die oben beschriebene Diskrepanz ist leider völlig aufgehoben. Zuwenig Bullterrier-Gebeiße, zuwenig schallernde Riffs, zuviel Mainstreamrock. Und zackwumm ist aus einer Band, die es geschafft hat mit eigentlich unpolitischer Musik politische Inhalte in die Charts zu bringen, eine relativ normale StiNo-Rock-Kapelle geworden. Mit Ecken udn Kanten hier und dort, aber halt sehr gepflegt. Aber auf schicke Anzüge standen sie ja schon immer. (Um 20 Uhr im Quartier) to
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen