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Italien: Ölpest breitet sich weiter aus

■ Starke Winde gefährden die Räumarbeiten im Golf von Genua und an der ligurischen Küste/ Mehrere hundert Tonnen Öl an italienische Strände geschwappt/ Aus einem Riß strömt noch immer Öl

Rom/Nizza (taz/afp/dpa) — Starke, ständig wechselnde Winde lassen die Stimmung der Bewohner der ligurischen Küste um Genua derzeit von einem Extrem ins andere schwanken: Noch immer treiben mehrere gut zwei Dutzend Kilometer lange und mehrere Kilometer breite Lachen Öl aus dem zypriotischen Tanker „Haven“ in unmittelbarer Nähe der Strände. Am Mittwoch hat stark auffrischender Wind aus Süden die Schwimmsperren an mehreren Stellen zerrissen, so daß an vielen Stränden große, schwarze Klumpen angeschwemmt wurden. Gegen Abend kam dann ein starker Nordwestwind auf, der das Öl schnell wieder wegtrieb, dabei allerdings den Teppich auch in mehrere große Teile zerlegte und so das Absaugen erheblich erschwert.

Inzwischen hat auch Frankreich einen Katastrophenplan zum Schutz seiner Küste ausgelöst und einen Krisenstab aus Präfektur, Feuerwehr und Zivilschutz in Alarmbereitschaft gesetzt. Experten gehen inzwischen davon aus, daß die Cote d‘Azur nicht von dem Ölschlick verschont bleiben kann. In der Nacht zu Donnerstag kam der Ölteppich der französischen Küste bereits bedrohlich nahe. Gestern vormittag gab das Marine-Küstenkommando in Toulon erst einmal wieder Entwarnung. Die Entleerung der noch gefüllten Container aus der in 70 Meter Tiefe am Meeresboden liegenden „Haven“ mußte zeitweilig wegen des Wetters unterbrochen werden; auch ist noch nicht klar, wieviel Öl wirklich noch immer im Schiff ist: das Zivilschutzministerium vermutet an die 15.000 Liter, die Umweltschutzorganisationen das Fünffache. Der italienischen Umweltminister Giorgio Ruffolo behauptete gestern, die „schlimmste ökologische Tragödie“ im Mittelmeer habe verhindert werden können. Er konnte allerdings nicht sagen, wieviel Öl sich noch in der „Haven“ befindet. Sein für den Zivilschutz zuständiger Kabinettskollege Nicola Capria, der die Aufräumarbeiten verantwortlich leitet, sagte zu, Spezialschiffe der staatseigenen Energiegesellschaft ENI würden das verbleibende Öl aus dem Tank der gesunkenen „Haven“ bergen. Wann die Aktion beginnen soll, stand bei Redaktionsschluß allerdings noch nicht fest. Einer anderen Quelle zufolge soll das gesunkene Öl ohnehin inzwischen verklumpt sein und deswegen nicht mehr ohne weiteres abgesaugt werden können. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace läuft aus einem Riß des Schiffes täglich weiter Öl ins Meer.

Am Strand von Cogoleto, einem kleinen Urlaubsort rund 30 Kilometer von Genua entfernt, kämpfen unterdessen 80 Soldaten und eine Gruppe Freiwilliger gegen den Ölschlick, der dort am Mittwoch die Strände verschmutzte. Bartolomeo Ferro, ein Mitglied des Stadtrates, sagte, die Helfer seien nur mit Schaufeln, Eimern und anderen Gefäßen ausgerüstet. Für den Einsatz der Spezialschiffe der Ölbekämpfungsteams ist das Wasser zu flach.

Inzwischen setzen sich die Polemiken über die Unglücksursache und die mangelnden Vorkehrungen gegen ähnliche Unglücke in der Zukunft fort, speziell nachdem bekannt wurde, daß der Tanker in völlig untauglichem Zustand durch die Meere geschippert war: sowohl während des iranisch-irakischen wie während des Golfkrieges war er von Bomben getroffen und danach niemals wieder so recht instand gesetzt worden. rai/dora

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