piwik no script img

Unterstützung für die Sklaven der Nazis

■ Bremer „Verein Zwangsarbeit“ gegründet

Seit zehn Jahren erforschen Bremer WissenschaftlerInnen, Institute und Privatpersonen die Zwangsarbeit ausländischer Arbeitskräfte während des Nationalsozialismus und ermöglichen die Rückkehr der Opfer an die Stätten ihrer Erinnerung. Daraus ist nun in Bremen der Verein Walerjan Wrobel — Verein Zwangsarbeit hervorgegangen, der sich gestern der Öffentlichkeit vorstellte.

„Diese Menschen begegnen uns nie mit Vorwürfen“, sagt der Vorsitzende Hans-Günter Sanders, Vereinsvorsitzender und Pastor der Evangelischen Zionsgemeinde, über die Begegnungen mit den ehemaligen ZwangarbeiterInnen, „was einem da an Vergebung entgegengebracht wird, ist etwas tief Bewegendes.“ Den ehemaligen ZwangarbeiterInnen geht es nicht um das „Begleichen alter Rechnungen“. Sie wünschen sich, im Alter noch einmal die Orte aufzusuchen, wo sie Schmerzen erlitten haben und auf diese Weise einen Teil ihrer Erinnerungen zu verarbeiten und abzuschließen.

Aber auch die Kinder der ehemaligen ZwangarbeiterInnen, die mit dem „Unausgesprochenen“ ihrer Eltern leben mußten und die Kinder der Täter, fühlen sich nach einem Besuch der Lager und Stätten oft von einer großen Last befreit, berichtet der stellvertretende Vorsitzende des neuen Vereins, Harmut Müller, Chef des Staatsarchivs.

Der Verein will sich nicht bei der hoffnungslosen Forderung nach finanzieller Wiedergutmachung verschleißen. Er will aber möglichst allen Anfragen nachgehen, die aus Polen oder der Sowjetunion oder auch Frankreich und Holland kommen — beispielweise nach einem Arbeitsnachweis für den Rentenanspruch im Heimatland.

Nicht zuletzt versprechen sich die Gründungsmitglieder von der Vereingründung mehr Aussagekraft nach außen und mehr Unterstützung. Die Firmen, die sich weigern, Wiedergutmachungsansprüche zu erfüllen, um Präzedenzfälle zu vermeiden (allein in Polen leben noch rund 7.000 ehemalige Zwangsarbeiter!), können vielleicht zu einer — abzugsfähigen — Spende an den Verein bewegt werden.

Am Sonntag erwartet Arbeitssenator Klaus Wedemeier 150 ehemalige Zwangarbeiterinnen in Bremen. Walerjan Worbel war ein siebzehnjähriger polnischer Zwangsarbeiter, der auf einem Bauernhof in Lesum arbeiten mußte. In der Hoffnung, nach Hause geschickt zu werden, hatte er eine Scheune angezündet, und war dafür am 25. August 1942 hingerichtet worden. bear

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen