: Nazi soll vor Gericht
■ US-Abgeordnete verlangen Auslieferung des Nazis Alois Brunner aus Syrien in die Bundesrepublik
Berlin (taz/afp) — Zwei US-Abgeordnete haben am Donnerstag US-Präsident George Bush aufgefordert, in Syrien die Auslieferung des hochrangigen Nazi-Verbrechers Alois Brunner zu erwirken. Der demokratische Repräsentant Michael McNulty und sein republikanischer Kollege Benjamin Gilman drängten Bush, sich mit einer entsprechenden Anfrage an den syrischen Präsidenten Hafis el-Assad zu wenden, der im Golfkrieg auf seiten der USA gestanden hatte. Brunner, der für den Tod von 120.000 Juden verantwortlich sei, müsse nach Deutschland gebracht werden. Schon vor Jahren hat die Bundesrepublik die Auslieferung Brunners in Damaskus verlangt. Auch Frankreich beantragte die Überstellung des Nazi-Kriegsverbrechers. Die syrische Regierung behauptet, Brunner nicht zu kennen.
Der 79jährige Brunner war Stellvertreter und persönlicher Sekretär von Karl Adolf Eichmann, der die Judentransporte in die Vernichtungslager organisiert hatte. Brunner war 1954 in Frankreich in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Seit 1955 lebt er unter dem Namen Georg Fischer in Syrien. Dort soll er unter anderem bei der Ausbildung des syrischen Geheimdienstes aktiv mitgewirkt haben.
Von Reue zeigt Alois Brunner keine Spur: „Ich bereue nichts und würde es wieder machen. Die Juden hatten den Tod verdient, weil sie die Agenten Satans und menschlicher Abfall sind“, so der Nazi in einem Telefoninterview vor einigen Jahren. Vor kurzem hat Brunner nach Angaben aus diplomatischen Kreisen in Damaskus seinen Wohnsitz von der syrischen Hauptstadt in die Hafenstadt Latakia verlegt. klh
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