: Zentrale Schuldnerberatung gefährdet
■ SPD-Fraktion der Sozialdeputation zieht Unterstützung zurück
Das Konzept einer zentralen Schuldenberatungsstelltein Bremen sollte am kommenden Mittwoch in der Bürgerschaft beschlossen werden. Ebenfalls am Mittwochabend wollte sich der Trägerverein für die zentrale Koordinierungsstelle gründen. Ihm sollten allean der bisherigen Schuldnerberatung beteiligten Vereine und Verbände angehören. Doch beide Termine drohen jetzt zu platzen: In der vorbereitenden Sitzung der Sozialdeputation hatte die SPD-Fraktion signalisiert, daß die Schuldnerberatung nicht mit festen Stellen ausgestattet wird. Die Gründung eines Trägervereins halte sie unter Verzicht auf eine zentrale Koordinierungsstelle für ausreichend, hatte der SPD-Vertreter erklärt. Der Verein habe zunächst die inhaltliche und personelle Aufbauarbeit zu leisten.
Das Alarmsignal aus der zurückschreckenden SPD-Fraktion wurde bei den beteiligten Verbänden gehört und aufgenommen. Seitdem versuchen sie als einzelne Institutionen der Schuldnerberatung, sich dezentral die vielleicht doch noch bewilligten Stellen zu sichern. Besonders die AWO hatte signalisiert, daß sie der Kompromiß-Lösung Koordinierungsmodell, der sich die betroffenen Verbände sowieso nur zähneknirschend und im Interesse an der gemeinsamen Sache unterworfen hatten, nicht zustimmen wird.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) als Dachverband der Verbände hat deshalb jetzt angekündigt, dem Förderverein nur beizutreten, wenn die koordinierende Geschäftsstelle mit Planstellen besetzt wird.
Nach jahrelangen Diskussionen hatte sich das Land Bremen im vergangenen Sommer endlich auf eine Strategie zur Bekämpfung der zunehmenden Überschuldung privater Haushalte geeinigt: Eine Koordinierungsstelle zur Schuldnerberatung sollte bis zum Ende der Legislaturperiode geschaffen werden, die Sozialsenatorin sollte dazu ein entsprechendes Konzept entwickeln. Sämtliche Institutionen, die bisher auf ABM-oder Honorarbasis mehr oder weniger intensiv Schuldnerberatung durchführen, sollten dabei beteiligt werden, eine langfristige Stellen-und Finanzplanung darüber hinaus Kontinuität in deren Arbeit bringen.
Um die diversen Schuldnerberater an einen Tisch zu bringen, wurde unter Regie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ein Arbeitskreis gegründet. Ihn wollte die Sozialbehörde über die Gründung eines Vereins zum Träger der Koordinierungsstelle machen und in einem ersten Schritt mit Personal und Sachmitteln ausstatten. So könnten ohne eine zentrale Beratungsstelle der Kommune die vereinzelt bestehenden Angebote zur Beratung und Betreuung der schätzungsweise 40.000 überschuldeten BremerInnen professionalisiert werden: Die Koordinierungsstelle soll Fortbildung von und Informationsfluß zwischen den verschiedenen Beratungsinstitutionen fördern. Gegenwärtig sind dies die beiden Arbeitnehmerkammern, die Verbraucherzentrale, Solidarische und Straffälligenhilfe, Innere Mission, DRK, AWO, Caritas, sowie die beiden Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven über ihre entsprechenden Sozialen Dienste. Gemeinsames Vorgehen gegenüber Gläubigern und ein zentraler Fonds legen die institutionelle Zusammenlegung der Verbände nahe.
Birgitt Rambalski
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