: Kein Trick-betr.: "Richtig gelogen haben die DDR-Statistiker nicht", taz vom 13.4.91 (Wirtschaft)
betr.: „Richtig gelogen haben die DDR-Statistiker nicht“
taz vom 13.4.91 (Wirtschaft)
Die wahrscheinlich wichtigste Aussage des genannten Beitrages ist nicht richtig. Unter Berufung auf den Präsidenten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden behaupten Sie, bei der Abrechnung der fertiggestellten Wohnungen in der DDR wäre ein „Trick“ angewandt worden, da entgegen UNO-Definitionen in diese Kennziffer auch modernisierte Wohnungen einbezogen wurden. Demzufolge wäre der Wohnungsneubau zu hoch ausgewiesen worden.
Das wäre zutreffend, wenn die Kennziffer „Fertiggestellte Wohnungen“ nur global, das heißt ohne weitere Untergliederung, veröffentlicht worden wäre. Daß es anders war, können Sie sofort feststellen, wenn Sie die Seiten 50, 168 und 169 im „Statistischen Jahrbuch der DDR 1988“ nachschlagen. Die Kennziffer „Fertiggestellte Wohnungen“ setzte sich immer, und das war wirklich kein Geheimnis, aus den Bestandteilen „Neubau“ und „Modernisierung“ zusammen, die stets getrennt ausgewiesen wurden. 1987, also zum Beispiel 214.186 fertiggestellte Wohnungen, davon 113.974 Neubau und 100.212 Modernisierung. Angaben nach dieser Untergliederung wurden seit 1958 veröffentlicht. So wurden die Dinge in allen einschlägigen Publikationen, auch in reinen Propagandadarstellungen, behandelt. (Außerdem wurde, was in diesem Zusammenhang wichtig ist, auch die „geschaffene Wohnfläche“ angegeben.)
Daß eine Landesstatistik von internationalen Definitionen abweicht, ist nicht gerade selten. Zu fordern ist Vergleichbarkeit, und die war in diesem Falle gegeben. Hans-Joachim Braun, (Ost)Berlin
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen