: Stahl als Symbol der Demokratie
■ Hilferding-Platz eingeweiht / Theo Waigel ehrt Sozialdemokraten
Sagt der Grobecker: „Das Denkmal ist doch ziemlich schlicht, lieber Theo.“ Darauf der Waigel: „Aber auch ziemlich teuer.“
Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) reiste gestern mit seiner Eskorte eigens in Bremen an, um zusammen mit dem hiesigen Finanzsenator Claus Grobecker den Rudolf-Hilferding-Platz einzuweihen. So heißt jetzt der Platz vor Finanzsenator Grobeckers Amtssitz zwischen Siemenshochhaus und Contrescarpe.
Besonders geärgert und zu der Namensgebung inspiriert habe ihn, daß sein Dienstgebäude gemeinhin als „Haus des Reiches“ bezeichnet werde, bekannte Claus Grobecker vor den versammelten Honoratioren. Das erwecke immer wieder den Eindruck, der während der Weimarer Republik gebaute monumentale Koloß entstamme der Nazi- Ära.
Ob der Name des 1941 nach Inhaftierung und Folter durch die Gestapo ermordeten Hilferding zur realexistierenden Sozialdemokratie paßt, wurde während der Feierstunde nicht thematisiert. Immerhin stimmte Hilferding 1914 gegen die Kriegskredite und betätigte sich als Theoretiker der linken SPD-Abspaltung „Unabhängige Sozialdemokratische Partei“.
Auf dem Platz vor Grobeckers Amtssitz liegen jetzt vier riesige umgestürzte Säulen, die, so Grobeckers Interpretation, das Scheitern der Weimarer Republik symbolisieren. Daneben stehen weitere drei Säulen, oben zusammengehalten von mächtigen Stahlträgern. Des Finanzsenators Deutung: Die stählernde Spange versinnbildlicht das stützende Korsett der heutigen Demokratie. och
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