: Mit schönen Worten kaschierte Unwissenheit-betr.: "Straßennamenwende in Lichtenberg" (Hermann-Duncker-Straße soll wieder Treskow-Allee heißen), taz vom 5.4.91
betr.: »Straßennamenwende in Lichtenberg« (Hermann-Duncker-Straße soll wieder Treskow-Allee heißen), taz vom 5.4.91
[...] Leider habe ich schon des öfteren die Erfahrung machen müssen, daß Artikel von Euch dermaßen schlampig recherchiert sind, daß sich dem mit der Materie Vertrauten die Haare sträuben. Jüngstes Beispiel ist der Artikel über die geplante Umbenennung der Hermann-Duncker-Straße.
[...] Die Charakterisierung Hermann Dunckers als Sozialdemokrat und Gewerkschaftler, der niemals Kommunist war und weder der SED noch einer ihrer Organisationen angehörte, liegt dermaßen neben der Realität... Das hat mit verantwortungsbewußtem Journalismus, wie ich ihn von der taz erwarte, nun gar nichts mehr zu tun. Ich lese Zeitung, um mir eine Meinung zu bilden, und zwar auf der Grundlage von Fakten und nicht von mit schönen Worten kaschierter Unwissenheit. Hermann Duncker gehörte zu den Mitbegründern des Spartakusbundes und der KPD, war zeitweilig für deren Abteilung Bildung und Propaganda verantwortlich. Nach seiner Emigration schloß er sich der SED an, war Dekan des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften der Universität Rostock, dann Leiter der Bundesschule des FDGB, dessen Bundesvorstand er seit 1955 angehörte.
Über die Person von Hermann Duncker kann mensch sicher streiten, ebenso wie über den Sinn und Unsinn von Straßenumbenennungen, doch bitte auf der Grundlage von Tatsachen. [...] Michael Schmidt, Berlin 44
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen