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An 1933 bis 1939 erinnert-betr.: "Ein halbes jüdisches Leben nur für Papiere" von Anita Kugler, taz vom 28.3.91

betr.: »Ein halbes jüdisches Leben nur für Papiere« von Anita Kugler, taz vom 28.3.91

Der Bericht hat mich sehr bewegt. Wir leben in einer sehr schlimmen Zeit, die durchaus an die Jahre zwischen 1933 und 1939 erinnert, als die deutschen Juden weder ein noch aus wußten. Jetzt sind die Juden aus Rußland dran.

Warum wohl ist Herr Tschoepe so passiv? Dabei macht er doch einen sehr einfühlsamen Eindruck. Es geht doch schließlich nicht um 200, sondern um »lumpige« 20 Anträge.

Daß in dem von Ihnen beschriebenen Fall Papiere manipuliert worden sind, scheint wohl festzustehen. Aber die Forderungen der Angeklagten können trotzdem tatsächlich berechtigt sein. Für Schwindler scheinen sie mir merkwürdig hartnäckig.

Was die Sachverständigen anbelangt, habe ich schon erlebt, daß eine notariell beglaubigte Kopie als Fälschung bezeichnet wurde, sich jedoch beim Eintreffen des Originals als korrektes Dokument erwies. So geschehen zu Berlin. Wie sagt der Amerikaner? »An expert is a man who knows everything about nothing.«

Über die Zugehörigkeit zu einem Volke entscheidet nicht zuletzt die innere Einstellung eines Menschen. Hermann Hesse zog es vor, in der Schweiz zu wohnen, worum ihn Thomas Mann beneidete.

Die »Müllerin« scheint »freislerische« Züge zu tragen. Von einem Onkel von mir, einem sehr gescheiten Manne, stammt der Satz, man müsse den Ärzten, bevor man ihnen ihr Diplom gibt, die Zunge herausschneiden. Vielleicht wäre dies auch bei anderen Berufen angebracht. B.Press, Berlin 41

Ich habe Ihren Bericht über das ostjüdische Ehepaar und dessen Verurteilung mit Beklommenheit, Betroffenheit und Wut gelesen. Es ist kaum zu glauben, und es ist sehr gut, daß durch Ihren einfühlsamen Bericht solches öffentlich wird. [...]

Christine Holzkamp, Berlin 45

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