: Ohne Verstand alles in einen Topf-betr.: "tzaz-special "Fahrrad": "Neon-Bodies auf High-Tech-Bikes" von Rüdiger Kind, taz vom 30.3.91
betr.: taz-special „Fahrrad“: „Neon-Bodies auf High-Tech-Bikes“ von Rüdiger Kind,
taz vom 30.3.91
[...] Was sollte der Artikel von Rüdiger Kind bezwecken? Er ist mit so viel Unverstand geschrieben und bringt so vieles durcheinander, daß ich ihn auch als Satire nicht gelten lassen kann und ich annehmen muß, daß Herr Kind ein Autofahrer ist und bestenfalls am Wochenende mal ein paar Kilometer auf von Autos unbefahrenen Waldwegen mit dem Rad fährt.
Sonst hätte er eventuell schon mitbekommen, daß gut funktionierende Bremsen (und da gehören die Cantilever-Bremsen nun mal zu den besten) insbesondere in der Stadt auf Radwegen, die auf Bürgersteigen hinter parkenden Autos angelegt wurden, überlebensnotwendig sind, um nicht von Autos umgefahren zu werden beziehungsweise mit Fußgängern/aussteigenden Mitfahrern zu kollidieren. Auch die Sturzhelme werden wohl in zunehmenden Maße nicht als Modegag getragen, sondern sollen in dem für Radfahrer außerordentlich gefährlichen Verkehr diesen vor unter Umständen tödlichen Kopfverletzungen schützen. Wenn Herr Kind auch schon mal mehr als fünf Kilometer über Kopfsteinpflaster gefahren wäre, wüßten er und seine Hände auch polsternde Radhandschuhe zu schätzen. Was die aufrechte Sitzposition betrifft, so ist diese wohl als unvernünftig zu bezeichnen, da hier die Schläge voll von der Wirbelsäule (insbesondere den Bandscheiben) abgefangen werden müssen, im Gegensatz zur 45-Grad-Sitzposition, wo ein Teil der Beschleunigungskräfte von den Armen abgefedert wird. Und wenn sich Herr Kind dann noch darüber aufregt, daß die Fahrradfahrer ihr Rad fast überallhin mitnehmen, braucht er eigentlich bloß den nebenstehenden Artikel von Axel von Blomberg zu lesen, um die Ursache dafür zu erkennen.
Wenn auch sicher manche „Biker“ aktuellen Trends etwas stark hinterherlaufen, so sollte man doch dieses von sinnvollen Weiterentwicklungen auf dem Fahrradsektor trennen und nicht wie Herr Kind alles ohne Verstand in einen Topf werfen.
Trotzdem habe ich mich gefreut, daß Ihr Euch des Themas Fahrrad in einem Extra-Special angenommen habt und hoffe, daß es das nächste Mal (eventuell mit fundierter Unterstützung von Fachleuten, zum Beispiel des ADFC) etwas sachkundiger und problembewußter behandelt wird. Martin Zeise, (Ost-)Berlin
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