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Ungarischer Ex-Premier bestätigt Lagerung sowjetischer Atomwaffen

Budapest (ap) — Der ehemalige ungarische Ministerpräsident Karoly Grosz hat erstmals Hinweise bestätigt, daß die Sowjetunion auch in Ungarn Atomwaffen stationiert hatte. Grosz sagte in einem am Montag veröffentlichten Interview der Budapester Zeitung 'Nepszabadsag‘: „Als ich Ministerpräsident wurde (1987), hat mich die sowjetische Militärführung offiziell darüber informiert, daß Atomsprengköpfe in einer Kaserne in Ungarn gelagert sind.“

Die sechs Mitglieder des von der Sowjetunion geführten Bündnisses hatten die Auflösung der Militärstrukturen des Paktes zum 31. März vereinbart. Dabei hatte die Sowjetunion auf einer Reihe von Geheimhaltungen bestanden. Aber in der vergangenen Woche hatte CSFR- Verteidigungsminister Lubos Dobrovsky bei einer Fragestunde des Prager Bundesparlaments eingeräumt, daß sowjetische Atomwaffen in der Tschechoslowakei stationiert gewesen seien. Im Oktober 1990 gab es schon den ersten Hinweis: Generalstabschef Michail Moissejew erklärte in Moskau, die UdSSR habe ihre Atomwaffen aus Ungarn, der Tschechoslowakei und Polen abgezogen. Anschließend bestritt der ungarische Stabschef Laszlo Borsits, daß in Ungarn jemals sowjetische Atomwaffen gelagert worden seien. Er sagte, es habe lediglich Abschußvorrichtungen dafür gegeben.

Grosz erklärte nun in dem Interview, auch er könne keine Einzelheiten über Art und Umfang der Atomsprengköpfe nennen. Er wisse auch nicht, wann und wie sie ins Land gekommen seien. Er wisse nur, daß eine prinzipielle Vereinbarung über die Stationierung von Atomwaffen auf ungarischem Boden von Staats- und Parteichef Janos Kadar unterzeichnet worden sei, der nach der Niederschlagung des Ungarnaufstandes 1956 drei Jahrzehnte an der Spitze des Staates gestanden hatte.

Nach seiner Unterredung mit Gorbatschow habe es dann rund ein Jahr gedauert, bis die Waffen abgezogen worden seien, sagte Grosz. Die UdSSR habe ihre Truppen bereits 1957 abziehen wollen, sie seien aber auf Wunsch von Kadar im Lande geblieben. Moskau habe vorab seine Zustimmung zum Abzug gegeben, wenn die ungarische Seite diesen Wunsch äußere. Dies habe er schließlich getan und sei 1987 nach Moskau gefahren und habe von Gorbatschow die Zusage erhalten, daß die Atomwaffen als erstes das Land verließen.

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