: Konferenz über Nutzung der Antarktis
■ Mindestens hundertjähriges Moratorium gefordert/ USA und andere für industrielle Nutzung
Paris (taz) — Über ein Umweltschutzabkommen für das Südpolargebiet beraten in Madrid zehn Tage lang die Unterzeichnerstaaten des Antarktispaktes. Im Mittelpunkt der Tagung steht die Frage, ob und unter welchen Bedingungen der Abbau von Bodenschätzen erlaubt werden soll.
In der Konvention von Wellington aus dem Jahr 1988 hatten die Staaten des Antarktispaktes beschlossen, daß die vermutlich reichen Mineralvorkommen abgebaut werden dürften, sobald 16 der 26 stimmberechtigten Nationen (von insgesamt 39 Unterzeichnern des Paktes) die Konvention ratifiziert hätten.
Inzwischen setzen sich jedoch Australien, Frankreich, Belgien und Italien gegen jegliche Industrialisierung der Antarktis ein. Falls sie kein Verbot erreichen können, bestehen sie auf einem Moratorium von mindestens 100 Jahren. Sie rechnen damit, daß derartige Eingriffe und die damit verbundene Verminderung des ewigen Eises zu gefährlichen Klimaveränderungen führen würden.
Die Bodenschätze des Südpols liegen unter bis zu 4.000 Meter dicken Eisschichten. Um einen wirksamen Schutz der Antarktis zu gewährleisten, schlagen diese Länder vor, den Kontinent zum Naturschutzgebiet zu erklären, das lediglich der Forschung offenstehen soll.
Die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Japan, Südafrika und Argentinien meinen hingegen, daß die Umwelt den Abbau der Bodenschätze verkraften kann. Sie wollen den Südpol innerhalb der nächsten drei bis sechs Jahrzehnte zur wirtschaftlichen Ausbeutung freigeben. Weniger reiche Länder wie Indien und China zögern ebenfalls, verschärften Schutzbedingungen zuzustimmen, die vor jeder neuen Konstruktion teure Studien über deren Folgen verlangen. Die ärmeren Länder befürchten, daß sie dadurch aus dem Klub der Antarktisstaaten vertrieben werden.
Die französische Regierung schränkt die Glaubwürdigkeit ihrer eigenen Position auf der Konferenz durch den Bau einer Flugzeugpiste in der Nähe der Forschungsstation Dumont d‘Urville auf Terre Adélie ein. Dort wurden bereits vier eisfreie Inseln abgeflacht und miteinander verbunden.
Die wenigen eisfreien Gebiete der Antarktis (zwei Prozent des Südpols) sind jedoch der Lebensraum zahlreicher Vogelarten; durch die Baustelle werden die Nistplätze von Pinguinen und Sturmvögeln vernichtet. Cousteau, dessen Stift diese Gebiete in den Mittelpunkt seines Engagements stellt, ist überzeugt, daß dies zu einer erheblichen Zunahme der Aktivitäten auf dem Archipel führen wird und sogar Touristen zu erwarten sind. Bislang ist die Basis nur alle zwei Monate pro Jahr per Schiff erreichbar. „Wenn es uns nicht gelingt, Forschung und Naturschutz miteinander zu versöhnen, droht das Forschungsobjekt zerstört zu werden“, begründet Cousteau seinen Kampf gegen die französische Landebahn. Bettina Kaps
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