: 30 Minuten Peter kaufen
■ Privates vom Zaren im Überseemuseum / Plus Gold / Plus Hintergrund
Peterchens Kinderwaffen, Peters selbstgebastelte Stiefel, Knöpfe, Flinten und Tafelsilber im Überseemuseum: Ein „zentrales Kulturereignis“ (Scherf) braucht eine lange Vorwärmzeit. Gestern also schonmal Pressekonferenz zur Ausstellung „Schätze aus dem Kreml — Peter der Große in
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die
Karikatur
Westeuropa“ vom 1.Juni bis zum 25.August. Glänzende Gesichter, internationale Bedeutung. Doch „nicht nur Gold und Glitter“ (Interimsdirektorin Kuster- Wendenburg) wird zu sehen sein. Eine Begleitausstellung (Wolfgang Griep) dehnt den Bildungshorizont der heiß erwarteten 300.000 Kulturtouristen aufs Alltagsleben des 17. Jahrhunderts in Westeuropa aus. Peter unternahm nämlich seinerzeit eine Westreise mit einem Troß von 500 Leuten. Diese Reise wird anhand von Alltagsgegenständen nachempfindbar.
Die Hoffnung der Petermacher: daß an den Erfolg der Gold- im-Kreml Ausstellung '89 angeknüpft werden kann. Darum wurde neben monarchistischen Devotionalien auch Kunsthandwerk-Gold aus den Kremlwerkstätten herbeigeschafft. An die
langen Warteschlangen vor zwei Jahren möchte man nicht anknüpfen. Jochen Stührmann vom „Projektbüro“: „Wir verkaufen Eintrittszeiten.“ Für 10 Mark kauft man sich (bundesweit) eine halbe Stunde der Ausstellung ein. Dadurch läßt sich Gedränge beherrschen. Und der Mißstand unbefugten Zuhörens bei einer Führung? Dafür kriegt die BesucherIn einen Knopf ins Ohr, die Führerin erläutert drahtlos.
Daß ein geheimes Sehnen ist im Lande Bremen nach Kaisertum und Monarchie, läßt der im Angesicht des Zaren signifikant zunehmende Gebrauch des Wortes „dienen“ vermuten. Nicht nur Stührmann gibt sich als Dienstleister der „mobilen Freizeitgesellschaft“. Carola Sommerey (Radio Bremen) stellte kurzerhand „Hörfunk und Fernsehn in den Dienst der Ausstellung“. Bus
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