: Kohl-Museum als Familienbetrieb
■ Leitende Stellen im (West-) Deutschen Historischen Museum werden nicht öffentlich ausgeschrieben
Im Deutschen Historischen Museum bahnt sich ein personalpolitischer Skandal an. Heute tagt der mit Vertretern aus Bund und Land besetzte Aufichtsrats des einst von Helmut Kohl ins Leben gerufenen Geschichtsinstituts und wird — wie bekannt wurde — über die Besetzung verschiedener leitender Positionen entscheiden. Der Skandal dabei: die Stellen werden nicht öffentlich ausgeschrieben, sondern werden voraussichtlich aus der kleinen Schar von bisherigen freien bzw. wissenschaftlichen Mitarbeiter besetzt. Alle sind Westler.
Im einzelnen handelt es sich um die hochdotierten Stellen des »Leitenden Mitarbeiters mit Aufgabenschwerkpunkt Gremienarbeit«, um den »Leiter der Abteilung Museumsorganisation« sowie um eine weitere wissenschaftliche Mitarbeiterstelle. Vor allem ist aber die Position des stellvertretenden Direktors seit Anfang des Jahres vakant, nachdem Marie-Louise von Plessen gekündigt hatte, da »jetzt vor allem Aufgaben bewältigt werden müssen, die nicht im kreativen Bereich liegen.« Im Klartext: Plessen hat sich damit auch der Abwicklerinnen-Funktion entbunden. Noch zu Lebzeiten der DDR hatte das zunächst der Regierungsgeschichtschreibung bezichtigte und dann wegen des Alleinvertretungsanspruchs für die Deutsche Geschichte heftig umstrittene Institut das DDR-Museum für deutsche Geschichte im Zeughaus Unter den Linden im September übernommen. Über hundert Wissenschaftler wurden bis auf drei abgewickelt.
Und auch jetzt werden Ostler — mangels Möglichkeit, sich zu bewerben — wieder von der Teilnahme an der dann nur noch westdeutschen Geschichte ausgeschlossen. Obwohl es gerade einer so sensiblen exponierten Institution wie dem DHM gut anstünde, wenn sie gesamtdeutsch besetzt wäre. Solche Töne werden selbst im Haus laut, wo die Stellen einen Tag vor Besetzung pro Forma doch noch ausgeschrieben wurden. Es grummelt dort schwer,so war zu hören, da man sich frischen Wind aus Ost und West erhofft hatte und nicht der Meinung ist, man könne die deutsche Geschichte als Familienbetrieb behandeln. Direktor Christoph Stölzl hingegen findet »als Geschäftsführer dieser GmbH« diese Personalfragen weder politisch noch interessant »gemessen an den drängenden Problemen, mit dem Zeughaus und der DDR-Sammlung.« grr
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