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Fahles Licht am Ende des Tunnels

■ Die Wirtschaftsforschungsinstitute sind trotz steigender Arbeitslosenzahlen optimistisch

Bonn (dpa) — Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten 1992 einen neuen Wirtschaftsaufschwung in beiden Teilen Deutschlands. Die westdeutsche Konjunktur werde dann „wieder deutlicher aufwärts gerichtet sein“, und auch in Ostdeutschland werde „die Produktion spürbar anziehen“, schreiben die Institute in ihrem Frühjahrsgutachten, das an diesem Montag offiziell in Bonn vorgelegt wird. Gleichzeitig rechnen die Institute für 1992 aber auch in Westdeutschland wieder mit mehr Arbeitslosen und schneller steigenden Preisen.

In diesem Jahr wird die westdeutsche Wirtschaft nach Ansicht der Institute nur noch um 2,5 Prozent wachsen, nach 4,6 Prozent im Vorjahr. Vor allem der nachlassende private Verbrauch aufgrund der Steuererhöhungen wirke dämpfend. Für Ostdeutschland erwarten die Institute jetzt mit 20 Prozent einen weit stärkeren Rückgang der Produktion von Waren und Dienstleistungen als in früheren Prognosen.

Das ostdeutsche Bruttosozialprodukt, in das neben der dortigen Produktion auch die Einkommen der im Westen arbeitenden 250.000 Pendler eingeht, werde um 17,5 Prozent unter dem Wert des Vorjahres liegen. Die Bauwirtschaft werde bis Mitte des Jahres erste Aufwärtstendenzen zeigen. Sie werde im Verlauf des Jahres eine „Schrittmacherrolle“ für die gesamte ostdeutsche Produktion übernehmen, die „in der zweiten Jahreshälfte langsam steigen“ werde.

Der Anstieg der Verbraucherpreise werde sich in diesem Jahr weiter beschleunigen, auf durchschnittlich 3,5 Prozent in West- und elf Prozent in Ostdeutschland, meinen die Wirtschaftsforscher. Gegen Jahresende werde die Inflationsrate im Westen sogar auf vier Prozent und im Osten auf 15 Prozent steigen. Die Erhöhung der Steuern und Abgaben schlage mit etwa einem Prozentpunkt zu Buche. Im Osten komme dazu der starke Anstieg der Energiekosten und der Mieten.

Die Lohnerhöhungen im Osten auf durchschnitlich 60 Prozent des Westniveaus tragen nach Überzeugung der Institute dazu bei, daß wieder mehr Ostdeutsche in den Westen übersiedeln. Fast alle ostdeutschen Unternehmen würden durch die Lohnerhöhungen überfordert, das Entstehen kleiner und mittlerer Unternehmen werde enorm behindert. „Verhängnisvoll“ sei, daß der Staat, dem über die Treuhandanstalt die meisten Unternehmen gehörten, keinen Einfluß auf die Tarifverhandlungen habe. Es sei „unumgänglich“, dieses „Vakuum auf der Arbeitgeberseite in Ostdeutschland zu beseitigen“. Die Lage am ostdeutschen Arbeitsmarkt bleibe „dramatisch“, meinen die Institute. In den neuen Ländern werde die Zahl der Erwerbstätigen in diesem Jahr noch mal um eine Million auf durchschnittlich 6,8 Millionen zurückgehen. Mit dem Auslaufen der Warteschleife im öffentlichen Dienst, der Kündigungsschutzabkommen und der Kurzarbeiterregelung werde die Arbeitslosigkeit Ende April, im Juli und im Dezember „ruckartig“ steigen.

Ende des Jahres sei mit 3,5 Millionen registrierten ostdeutschen Arbeitslosen und Kurzarbeitern zu rechnen, im Jahresdurchschnitt würden es 1,2 Millionen Arbeitslose (15 Prozent aller Erwerbstätigen) und 1,8 Millionen Kurzarbeiter sein.

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