: Klänge von Bahia bis Hude
■ Das Jazzsextett „Quartett & Brass“ spielte in den Weserterrassen
Für Siggi Busch war es ein Heimspiel! Auch seine Mitmusiker kommen aus nahegelegenen Ortschaften wie Oldenburg oder Hude, aber der in die Ferne gezogene Lokalmatador der Bremer Jazzszene genoß die familiäre Atmosphäre in den Weserterrassen offensichtlich ganz besonders. Jedes Stück wurde von ihm mit einer witzigen Ansage vorgestellt und auch wenn die Gruppe mit dem Anspruch Musik macht, ohne Leader zu spielen, schien nach dem äußeren Anschein Siggi Busch der Chef zu sein.
Aber nicht die individuelle Hochleistung in virtuosen Soli sondern der Gesamtklang der Gruppe war ihnen wichtig. Durch die vielen verschiedenen Klangfarben und Stimmungen war die Musik immer überraschend, abwechslungsreich und süffig. Neben den Bläsersätzen in bester Boptradition spielten die sechs in den unterschiedlichsten Instrumentierungen: ein Duo zwischen Saxophon und Schlagzeug, verschiedene Triopassagen die wieder in den warmen Ton der gesamten Gruppe einmündeten; ein unbegleitetes Bläserarrangement oder die dunkel dröhnenden Sounds des Keyboards, die dem Schlagzeugsolo eine bedrohliche Stimmung verlieh. Das ist weit entfernt von der im Jazz üblichen Aneinanderreihung von Soli, stattdessen sind die Kompositionen wie kunstvolle und genau ausgetüftelte Klangreisen.
So verarbeitete der Posaunist Hans Kämper Eindrücke einer Irlandreise in den Song „My Sweet Darlin' Man“, andere Stücke hatten einen brasilianischen Touch und Buschs Komposition mit dem schönen Titel „Ritter Hans“ liegt ein deutsches Volkslied zugrunde. Oft wurde die verschiedenen Einflüße spielerisch vermischt: so kündigte Busch sein Stück „Bel Air“ als „drei viertel Takt mit Latin Rhythm“ an. Genauso klang es, aber die verschiedenen Einflüße wurden immer organisch und mit sicherem Geschmack verarbeitet.
„Quartett & Brass“ spielten einen sehr kulinarischen, eleganten und weltläufigen Jazz. Schade ist nur, daß die Gruppe in den dreizehn Jahren ihres Bestehens erst das zweite Mal in Bremen auftritt, und das auch nur, um ihre neue CD vorzustellen. Da kann man nur hoffen, daß sie bald schon ihre nächste Compact Disc einspielt.
Willy Taub
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen