: CDU-Ermunterungsprogramm
■ Betr.: "Wende zum Alltag", taz vom 23.4.91
betr.: „Wende zum Alltag“ (Ein Erdrutschsieg in Rheinland-Pfalz und sein sozialdemokratischer Verwalter), Kommentar von Klaus Hartung, taz vom 23.4.91
[...] Nicht nur, daß der Kommentar im ersten Teil ein Ausschnitt aus einem CDU-Ermunterungsprogramm sein könnte, um die Basis zu mobilisieren, und also eher auf einem CDU-Parteitag debattiert werden sollte, Hartung zieht hier Bilanz wie ein Altchristdemokrat, der seinem Jungvolk noch einmal den mahnenden Zeigefinger vor Augen führen will, bevor alles total den Bach runtergeht. Nein, auch der Eindruck, daß es nach Hartung eigentlich unerklärlich ist, wie die CDU überhaupt noch über die Fünfprozenthürde kommen konnte, läßt sich nicht verwischen — die SPD ist nach Hartung innovativ, dienstleitungsorientiert, und die CDU is' nix.
Auch verwechselt er die Möglichkeiten und die realen Ergebnisse der Grünen. Es ist doch keineswegs so, daß den Grünen nur die Besinnung auf den allgemeinen Ökotrend übriggeblieben ist. Da ist viel mehr, als man meinen möchte, und ein Blick hinter die Kulissen und vor allem über den eigenen Tellerrand lohnt. Was die Grünen letztendlich daraus machten, ist vielleicht weder toll noch irgendwie wirklich zukunftsweisend, vor allem im Hinblick auf die Bundespartei — aber es ist ja nicht so, daß sie alles gemacht hätten, „was ihnen übrigblieb“.
Zum Schluß ärgert noch der schwammige Vergleich mit der FDP den geneigten, vor allem den grünorientierten Leser (oder die Leserin). Er verbindet wohl einfach die Größe einer Partei mit ihrem Programm, oder wie kommt er zu einem Satz wie „So bleibt am Ende für die Grünen keine andere Rolle als die einer ökologischen FDP, eben die zweite kleine Partei...“? Man braucht nicht das Parteiprogramm zu lesen, um den inhaltlichen Unterschied zu bemerken, die Plakate und Veranstaltungen selbst von noch so schwammigen Grünen sind deutlich genug. Sebastian Lovens, Duisburg
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