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Helfer in Kurdistan „frustriert“

■ Bundestagsabgeordnete berichten nach Reise in die Lager/ Kritik an fehlender Koordination der Hilfe

Bonn (afp) — Der CDU-Bundestagsabgeordnete Heribert Scharrenbroich hat eine eigene Bundeswehreinheit zum Einsatz bei Katastrophenfällen im Ausland gefordert. Vor der Presse in Bonn sagte er, damit könnte der Aufbau der Transportwege von den deutschen Hilfsorganisationen zum Katastrophenort „effizienter“ gestaltet werden. Der SPD-Abgeordnete Rudolf Bindig wies auf erhebliche Mängel bei der Koordinierung der deutschen Hilfe für kurdische Flüchtlinge in Iran hin. Die Entsendung einer weiteren Bundeswehreinheit zur Errichtung eines Zeltlagers in der Provinz Bakhtaran sei aber nicht erforderlich, da die iranische Seite selbst dazu in der Lage sei. Bindig und Scharrenbroich hatten sich am Wochenende in der Provinz Bakhtaran aufgehalten.

Bindig unterstrich, daß humanitäre Hilfe in den Lagern praktisch nicht geleistet worden sei, da entweder keine oder weitgehend unzureichende Hilfsgüter aus Deutschland eingetroffen seien. So seien zwei am Sonntag eingetroffene Transall-Maschinen ausschließlich mit Winterjacken, Pelzmützen und extrawarmen Filzstiefeln gefüllt gewesen, obwohl in dem betreffenden Gebiet mittlerweile Tagestemperaturen von 30 bis 40 Grad herrschten und für die Nacht lediglich Decken erforderlich seien. Dringend benötigte Nahrungsmittel, Medikamente und technisches Gerät seien nicht geliefert worden. Die Helfer seien deswegen „frustriert“.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhard Hirsch berichtete über einen Besuch von vier Lagern mit 170.000 Flüchtlingen im türkisch- irakischen Grenzgebiet, die er zusammen mit den Abgeordneten Klaus Kübler (SPD) und Kersten Wetzel (CDU) von der Basis Batman aus besichtigte. Hauptprobleme in den hauptsächlich von Frauen und Kindern bevölkerten Lagern seien die schlechte Wasserversorgung und die ungenügenden Hygieneverhältnisse. Notwendig sei eine bessere Koordination der Hilfe sowie präzisere Informationen über den Bedarf an Hilfsgütern. Im allgemeinen sei die Zusammenarbeit mit türkischen und iranischen Behörden gut.

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