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Berlins 1. Mai mit Nieselregen und Steinhagel

■ Nur geringe Demo-Beteiligung an 1.-Mai-Aktionen/ Verletzte in Kreuzberg

Berlin (taz) — Den Kampftag der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung haben einige hundert deutsche und türkische Jugendliche in Kreuzberg gestern abend auf schon gewohnte Weise gefeiert: Sie lieferten sich mit einem Großaufgebot an Polizisten Straßenschlachten. Bis Redaktionsschluß sollen 14 Polizisten verletzt und 93 Demonstranten festgenommen worden sein. Bereits am Nachmittag war es in Friedrichshain im Anschluß an eine friedliche Demonstration zu Auseinandersetzungen gekommen. Dem Aufruf autonomer Gruppen waren rund 12.000 Menschen gefolgt. Der DGB hatte in Berlin nur wenige tausend Gewerkschafter vor den Reichstag locken können.

Trotz drängender sozialer Probleme in Ostdeutschland, trotz des imposanten Warnstreikauftakts für die Metall-Tarifrunde im Westen war die Beteiligung an den gewerkschaftlichen Mai-Demonstrationen äußerst mäßig. Die Protestmärsche in Ost und West wurden optisch durch die aufgespannten Regenschirme geprägt. Auch im Ausland läßt die Attraktivität des traditionellen Mai-Feiertages offensichtlich nach. In Moskau sammelten sich nur wenige zehntausend Menschen auf dem Roten Platz, während die Kumpel in den Bergbaurevieren über eine Fortsetzung ihres Streiks berieten. In Paris hatte nur die kommunistische Gewerkschaft CGT zur Demonstration aufgerufen — ebenfalls ohne größere Resonanz. Der Chef der sozialistischen CFDT erklärte im Fernsehen, die Beschäftigten verbrächten diesen Tag lieber mit ihrer Familie, anstatt hinter Spruchbändern durch die Straßen zu defilieren. SEITEN 2 UND 21

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