Mord an Politiker in Georgisch-Adscharien

■ Zwei Schwerverletzte bei Schießerei im Parlament

Moskau(afp/taz) — In der zu Georgien gehörenden Adscharischen Autonomen Republik ist in der Nacht zum Dienstag der stellvertretende Parlamentspräsident Nodar Imnadse erschossen worden. Nach Angaben der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur 'Tass‘ wurden außerdem mehrere Personen verletzt. Journalisten vor Ort berichteten, daß Imnadse von einem Abgeordneten erschossen wurde, während der nach dem Erdbeben in Georgien gegründete Generalstab tagte. Imnadse soll nach einem Schuß ins Herz sofort tot gewesen sein. Der stellvertretende Ministerpräsident der Sowjetrepublik Georgien, Murnal Omanidse, und der adscharische Parlamentspräsident, Dolan Abatschidse, wurden den Angaben zufolge schwer verletzt. Die georgischen Behörden verweigerten am Dienstag jeglichen Kommentar. Alle Opfer sind Georgier, die erst kürzlich an die Spitze der Adscharischen Autonomen Republik gewählt worden waren. Adscharien wird hauptsächlich von Moslems bewohnt. In Georgien kursieren Gerüchte, denen zufolge die Regierung unter Präsident Swijad Gamsachurdija in Tiflis die Auflösung aller autonomen Gebiete und Republiken auf ihrem Gebiet plant. Bereits im Dezember war das autonome Gebiet Südossetien vom Parlament in Tiflis aufgelöst worden, ein Schritt, der von der Zentralregierung für nichtig erklärt worden ist. In Südossetien kommt es seither immer wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen Osseten und Georgiern. Das Parlament in Adscharien weigerte sich, die Vorfälle auf Anfrage zu bestätigen. Nach Angaben des Journalisten Paata Zinzadse bezeichnete Präsident Gamsachurdija das Ereignis als „Komplott der Kommunisten mit den panislamistischen Moslems“. Unterdessen kam es in der Stadt Troitzkaj in der autonomen Tschetscheno-Inguschischen Republik, die Teil der russischen Sowjetrepublik ist, zu Auseinandersetzungen zwischen dem kaukasichen Volk der Inguschen und Kosaken. Die Inguschen sind ein kleines, knapp 200.000 Menschen zählendes moslemisches Volk mit einer eigenen Sprache.