:
■ Zur Eröffnung der Berliner Lektionen
Zum fünften Mal veranstalten die Festspiele die Berliner Lektionen und wie stets im Renaissance Theater. Als Begleitprogramm zum Theatertreffen verstehen sich die beiden ersten Vorträge im Mai. Am 19., dem Tag seines 65. Geburtstages, spricht Peter Zadek. Eröffnet werden die diesjährigen Lektionen bereits am Sonntag um 11.30 mit »Feuertaufen in Berlin« von Judith Malina.
Zwischen Berlin und dem Living Theatre zwischen Deutschland und Judith Malina bestehen mehrere Verbindungen: die 1926 in Kiel Geborene emigrierte zusammen mit ihrer Familie in die USA. 1947 gründeten Julian Beck, Maler-Happener und Malina, die Schülerin Piscators, in N.Y. das Living Theatre. Brecht sei »das beste Mitglied Livings«. Malina Übersetzte ins Englisch und produzierte (zusammen mit ihrem Ensemble) seine »Antigone«, ein der wichtigsten Stücke der Gruppe.
Viele Truppen des »offenen Theaters« der sechziger-siebziger Jahre haben vom Living Prinzipien der kollektiven Kreation übernommen, Improvisation (Joseph Chaikin und sein Open Theater!) , anarchopazifistisches politisches Engagement, Untrennbarkeit von Leben, Theater und Politik, deren Verkörperung längst in Malina gesehen wird. Die weltweite Krise des Theaters am Anfang der siebziger Jahre fing mit dem Paradise Now ! (1968) an, das eine Kulmination des neuen Theaters war und es gleichzeitig in Frage stellte. Neben dem armen Theater von Grotowski und dem Theater des Todes von Kantor ist Living die wichtigste Erscheinung des Nachkriegstheaters und Malina eine der wenigen Frauen, die die Zweite Reform des Theaters mitgetragen haben.
Im Renaissance-Theater, 11 Uhr 30, Hardenbergstr. 6. Piotr Olszowka
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen