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“Möchten viel lauter sein“

■ Filmische Verarbeitung von sexuellem Mißbrauch

Was es schon gibt, auch in der ARD: Daß JournalistInnen über sexuell mißbrauchte Kinder, Frauen und Männer Filme machen. Was es bisher nicht gab: Daß Mädchen und Frauen, die am eigenen Leib die zerstörerischen Kindheitserfahrungen gemacht haben, in Eigenregie einen solchen professionellen Film produzieren. In Bremen haben sich vor knapp vier Jahren betroffene und nicht-betroffene Mädchen und Frauen samt Video-Ausrüstung zu einem solchen Novum zusammengetan, am Sonntag hat ihr 60-Minuten- Werk in der Bremer Schauburg (Vor dem Steintor) Premiere.

Der Film dokumentiert einen heilsamen Prozeß: Interviews mit drei Mädchen aus den Anfängen der Gruppe in 1987 sind konfrontiert mit Interviews der gleichen Mädchen, die sie drei Jahre später gegeben haben. Dazwischen geschnitten sind Improvisationen, Phantasiereisen, Körperarbeiten.

Die Mädchen erzählen, wie sie die sexuelle Ausbeutung verarbeitet haben: vom Prozeß gegen den eigenen Vater, von der Therapie, von ihrer Selbsthilfe- und Filmgruppe. Sie und die Filmbilder erzählen auch davon, wie sie sich ihre geschändeten Körper wieder angeeignet haben, wie sie es geschafft haben, sich nicht mehr beschmutzt zu fühlen. Eine sagt: „Ich kann mich heute freier bewegen. Ich kann mittlerweile im Sommer T-Shirts tragen. Ich schminke mich.“ Rita Hähner, Sozialpädagogin und Initiatorin des Projekts: „Wie wollen mit dem Film Mädchen Mut machen, das Geschehene nicht länger zu verdrängen.“

Zur Premiere von „Wir möchten noch viel lauter sein!“ sind alle Menschen geladen, die in Bremen über das bisher vergeblich geforderte Mädchenhaus zu entscheiden haben. Rita Hähner: „Wir können die Mädchen, die wir zur Auseinandersetzung ermutigen, nicht alle auffangen. Das Thema kann verantworlich nur angegangen werden, wenn die Frage geklärt ist: Wohin mit den Mädchen?“ B.D.

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