: Naturliste will Deichhoheit behalten
■ Am 1. Juli sind Deichamtswahlen in Bremen
Vor fünf Jahren hatten sie ihren Wahlkampf noch mit „großem Tamtam“ begonnen. Doch nun „ist das nicht mehr nötig“, meint Gerold Jantzen, Deichhauptmann im „Bremischen Deichverband am rechten Weserufer“ und Aushängeschild der „Naturschultzliste“. Vor fünf Jahren hatte die Öko-Gruppe die ganze Macht im Deichamt übernommen und zunächst heftige Auseinandersetzungen besonders mit den Landwirten geführt.
Am 1. Juni 1991 wird das Deichamt neu gewählt. Jeder, der rechts der Weser Grund und Boden besitzt, erhält eine Wahlberechtigungskarte, aus der die Wahlmodalitäten hervorgehen. Bislang wurde das Wahlrecht mehr als mäßig angenommen. Nur fünf Prozent der Stimmberechtigten nahmen 1986 an den Wahlen teil. Das soll, so hofft die Naturschutzliste, anders werden, und sie will deshalb bis zum Wahltag noch kräftig „rühren und trommeln.“
Das wird auch nötig sein, um den potentiellen WählerInnen klar zu machen, wer in den 30 Wahlbezirken für die Naturschutzliste kanidiedert. Denn aus dem Stimmzettel geht die Zugehörigkeit zu der Liste nicht hervor: Die Wahlen sind reine Persönlichkeitswahlen.
Auch BUND-Geschäftsführer Joachim Seitz gehört zu denen, die die Politik des Deichverbandes in den letzten Jahren kräftig umgestaltet haben. Für ihn stehen zwar Deichschutz und —sicherheit nach wie vor ganz oben auf der Aufgabenliste des Amtes, doch Ziel der Naturschützer ist es, diese möglichst naturverträglich zu erreichen. Dies hat das Deichamt inzwischen auch in die Satzung geschrieben: „Bei der Erfüllung der Aufgaben hat der Verband die Belange des Natur- und Umweltschutzes zu wahren und zu fördern.“
Für die kommende „Legislaturperiode“ hat sich die Naturliste eine große Aufgabe gestellt. Sie möchte erreichen, daß das Beitragssystem so gestaltet wird, daß nicht einfach der Einheitswert der Grundstücke ausschlaggebend ist, sondern zugleich naturfreundliches Verhalten belohnt wird. Ziel ist es, daß Grundstückseigentümer, die ihre Flächen versiegelt haben, künftig mehr zahlen, als diejenigen, auf deren Grundstücken das Regenwasser versickern kann. hbk
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