Kinzel & Klostermeier in der Loge

■ Bei Radio Bremen ist der Bär los / Krach in der 6-Tage-Rennen-Loge

Noch am 19.4.1991 hatte Karola Sommerey als amtierende Intendantin im Namen des Direktoriums von Radio Bremen erklären lassen, daß die Vorwürfe gegen den Hörfunk- Moderator Achim Kinzel gegenstandslos seien. Vor laufender Buten&Binnen-Kamera behauptete die Programmdirektorin damals, sie habe das Programm zur Kontrolle abgehört. Wenn jemand derart viele Nebentätigkeiten habe wie Kinzel, dann sei das ein Beweis dafür, daß er saugut sei. Kinzel habe so moderiert, wie sie das vorher festlegelegt habe.

Die Programmdirektorin wußte offenbar nicht, was sie sagte. Denn erstens war sie drei Tage auf Dienstreise gewesen und konnte schlechterdings nicht die Bänder haben. Zweitens macht eine Programmdirektorin nicht Vorgaben für bestimmte Sendungen und schon gar nicht für den „Kaffeepott“.

Am 23.4. hat Sommerey dann die Bremer taz gelesen. Kinzel in Papenburg bei der Dresdener Bank nebenaktiv, stand da. Seitdem erlebt das Haus eine völlig gewendete Karola Sommerey. Sie fühlt sich hintergangen und schimpft. Fall 1, Papenburg: Kinzel hatte von der Dresdener Bank Geld bekommen, er hatte nur eine Tätigkeit für die „Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ genehmigen lassen.

Fall 2, Osterwiese: Kinzel hatte die Moderation der Eröffnungsveranstaltung der Osterwiese für die Schausteller genehmigt bekommen. Schausteller-Sprecher Eddi Armgord hat aber bestätigt, daß Kinzel sein Honorar nicht nur für diese Moderation bekommen hat, sondern auch anderweitige Werbeaktivitäten versprach. Insbesondere hatte der „Kaffeepott“ (Moderation: Kinzel) kräftig die Werbetrommel gerührt...

Fall 3, Loge: Kinzel hatte als Nebentätigkeit genehmigt bekommen, der Stadthalle beim Verkauf der 6-Tage-Rennen-Logen „behilflich“ zu sein. Von Justitiar Dr. Dany gegen Bedenken Sommereys. Im Vertrag wird Kinzel aber als „Akquisiteur“ bezeichnet für 49 Logen, von denen jede 7000.-Mark bringt.

Pikanterie am Rande: In der Radio-Bremen-Loge im Januar saßen Intendant Klostermeier und das Ehepaar Kinzel. Programmdirektorin Sommerey mußte sich nebenan in der KPS-Loge niederlassen. Zweite Pikanterie: Als sich Schulenberg und Kinzel lautstark wegen einer Gegendarstellung wg. des Saddam-freundlichen Kinzel-Interviews angingen, sekundierte Klostermeier pro Kinzel. Dritte Pikanterie: Am 30.4.91 entschied das vierköpfige Direktorium von Radio Bremen mit 3:2, die Suspendierung von Achim Kinzel aufzuheben — gegen Sommerey und Fernseh-Programmchef Hoffmann. Intendant Klostermeier nutzte erstmals sein Recht auf ein doppeltes Stimmrecht. Rosi Roland