piwik no script img

Soldaten in Acryl

■ Israelisch-Palästinensische Ausstellung eröffnet

Was während des Golfkrieges ausgeschlossen war, ist jetzt endlich möglich geworden. Nachdem der Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Dieter Klink, sich vor einigen Monaten noch standhaft geweigert hatte, eröffnete er gestern die Ausstellung „It's possible“: Die Bilder von 24 israelischen und palästinensischen KünstlerInnen hängen bis zum 29. Mai in der Bürgerschaft. „Mit großer Freude“ stellte Klink zwei Monate nach Ende des Krieges in seiner Eröffnungsansprache fest: „Frieden ist möglich.“

Die Künstler leben an vielen Orten der Welt, nicht nur in Israel und den besetzten Gebieten des Westjordanlandes und des Gaza- Streifens. Sie mußten emigrieren oder sind schon in den USA, Großbritannien und Spanien aufgewachsen. Ein dominierendes Motiv der oft düsteren Radierungen, Öl- und Acrylbilder ist das der Entwurzelung. Walid Abu Schakra etwa, der 1990 in London gestorben ist, stellte in seinen Kaltnadelradierungen öde Olivenheine oder einen entwurzelten Olivenbaum dar. In Tamara Rikmans Bild sind es „gespaltene Hügel“, die in einem Chaos von Linien kaum zu erkennen sind. Häufig bringen die KünstlerInnen die Wirklichkeit des Krieges auf die Leinwand wie in den Bildern des in Tel Aviv lebenden David Reeps: „Jeep“ zeigt eine israelische Militärpatrouille, die einen Palästinenser kontrolliert. Schwarzes Acryl, breiter Pinselstrich, das Bild wirkt leblos und distanziert. Bei Abed Abdi aus Haifa tobt der Krieg: Riesige schwarze Düsenjäger hängen über einem zerstörten Land. Vor allem palästinensische MalerInnen präsentieren Motive ihrer kulturellen Tradition, um ihre Geschichte zu sichern.

Die Ausstellung ging nicht ohne eine programmtische Erklärung auf die Reise. Zwischen zwei Pfeilern in der Bürgerschaft hängt die „Peace Treaty“ (Friedenserklärung): Die israelischen und palästinensischen KünstlerInnen treten darin für einen unabhängigen Palästinenserstaat und die Existenz Israels in den Grenzen von 1967 ein, fordern einen Friedensvertrag zwischen beiden Völkern und Jerusalem als gemeinsame, entmilitarisierte Hauptstadt.

Die Ausstellung ist seit Januar 1991 in der Bundesrepublik auf der Reise. Andere Städte waren mutiger als Bremen: Der künstlerische Friedensaufruf wurde nicht nur in Berlin und Siegen schon während des Golfkrieges gezeigt. och

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen