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Schön, wahr, gut

■ Wird die HdK in ihre Bestandteile aufgelöst?

Wird in der »Kulturmetropole« Berlin bald wieder wie in der Provinz das Schöne, Wahre, Gute gelehrt, anstatt des Anstößigen, Vernetzten und Schwerkonsumierbaren? Dies wäre die Konsequenz, wenn — wie gestern bekannt wurde — die Hochschule der Künste (West) in ihre Bestandteile aufgelöst würde. Es gäbe dann statt eines vernetzten Ganzen eine selbständige Schauspielschule, zusammen mit der Ostberliner Schauspielschule Ernst Busch, für Musik mit der Musikhochschule Hanns Eisler und für Kunst, die mit der bereits in Auflösung befindlichen Kunsthochschule Weißensee wieder klassisch ausbilden könnte.

Während sich solche Überlegungen, wie verlautet, noch im Stadium von Gedankenexperimenten in Senatskreisen befänden, soll nach dem Willen von Wissenschaftssenator Manfred Erhardt schon mal der HdK-Fachbereich 5, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, an die Humboldt- Unversität verschoben werden. Die Spannung zwischen wissenschaftlicher Theoriebildung und praktischer Gestaltung wäre dort verloren. Von weiteren Plänen will man im Hause Erhardt allerdings nichts wissen. Weit entfernt von der neokonservativen Linie des Senators, der gern von der Kultur als dem Schönen spricht, wären diese aber nicht. Und auch die Befürchtungen, die das StudentInnenparlament nach dem Umzug ihres Präsidenten Roloff-Momin von der HdK ausgerechnet in diese Senatsrunde geäußert hatte, scheinen sich schnell zu bewahrheiten: Daß in dem präsidentenlosen Vakuum die HdK »ihren Charme durch den Rückfall in traditionelle Formen verlieren und wieder zu einer Ausbildungsstätte wie jede andere wird«. Die am 8.Mai zu wählende neue Hochschulpräsidentin wird eine große Verteidigerin sein müssen. grr

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