: SONNTAG: Der Mann aus dem Westen / Tod auf dem Highway / Los, Tempo
DER MANN AUS DEM WESTEN
Westernfans werden gut bedient an diesem Wochenende. Konkreter Anlaß für die Ausstrahlung dieser Pferdeoper ist der Geburtstag des Hauptdarstellers Gary Cooper, der am 7.Mai neunzig Jahre alt geworden wäre. Jean-Luc Godard schrieb über den Film, der Regisseur Anthony Mann habe das Westerngenre neu erfunden. Zumindest hat er, gemeinsam mit dem Szenaristen Reginald Rose, einige Stereotpyen neu definiert. In Zwölf Uhr mittags war Gary Cooper noch ein unerschütterlicher Einzelkämpfer, nicht allein gegen das Verbrechen, sondern wider das Böse schlechthin. Auch bei Anthony Mann sind Coopers Gegenspieler nicht einfach irgendwelche Ganoven, sondern degenerierte Burschen, deren Rollen als Ausdruck der menschlichen Sündhaftigkeit in toto zu verstehen sind. Und, das ist der entscheidende Unterschied zu Zwölf Uhr mittags, Cooper, der gute Mensch aus Hadleyville, gehörte selbst einst zum Kreis der Verbrecher. Durch unvorhersehbare Ereignisse wird er mit seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert und muß sie quasi mit dem Revolver in der Hand exorzieren, um sich das angestrebte bürgerliche Leben zu verdienen.(West 3, 14.45 Uhr)
TOD AUF DEM HIGHWAY
Die Rockformation Children of Paradise ist während einer Tournee durch die kanadische Provinz Ontario verlorengegangen. Ihr Promoter schickt den Musikern seine Mitarbeiterin Ramona hinterdrein, die die Band suchen und an ihre Verpflichtungen erinnern soll. Ein weiteres Roadmovie, das sich aber von vornherein über sich selbst lustig macht. Roadkill, so der Originaltitel des 1989 auf dem Toronto Festival als beste kanadische Produktion ausgezeichneten Streifens, war der Debütfilm des damals 31jährigen Bruce McDonald, der selbst in der Rolle des Bruce Shack zu sehen ist.
(ZDF, 23.15 Uhr)
LOS, TEMPO
Der letzte Film der Saura-Retrospektive stammt aus der Zeit, als der spanische Regisseur noch zu zeitgenössischen Problemen Stellung bezog. Er schildert den Alltag einer Jugendgang in Madrid, deren Mitglieder bei ihrer Jagd nach materiellen Werten den Gangstern des Hollywoodfilms nacheifern und dabei naturgemäß tragisch scheitern. Die Laienschauspieler entstammten realiter der dargestellten Subkultur und kehrten nach Ende der Dreharbeiten auch dorthin zurück — einer von ihnen wurde wenige Monate später nach einem Banküberfall festgenommen, ein anderer unter dem Verdacht der Teilnahme an mehreren Überfällen inhaftiert.(Sat.1, 23.15 Uhr)
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