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Bush und Powell uneins über Golfkrieg

Das neueste Buch des US-Journalisten Bob Woodward bringt George Bush in Rage/ Laut Autor sei Generalstabschef Colin Powell anfangs gegen Militäroffensive am Golf gewesen  ■ Aus Washington Rolf Paasch

Der schärfste Golfkrieger kam nicht aus dem Pentagon, sondern saß im Weißen Haus. Während US-Präsident George Bush längst auf eine militärische Offensive gegen den Irak gesetzt hatte, argumentierte der Vorsitzende der Stabschefs, Colin Powell noch für eine Politik der „Eindämmung“ durch Sanktionen. Als Bush am 5. August schicksalshaft verkündete, daß „die Aggression gegen Kuwait nicht hingenommen wird“, erfuhr sein oberster Militär dies wie Millionen anderer Amerikaner aus dem Fernsehen.

Dies sind nur einige der Thesen aus dem neuesten Buch des Journalisten Bob Woodward — international bekannt, seit er mit Carl Bernstein die Geschichte des Watergate-Skandals aufschrieb und damit das frühzeitige Ende der Amtszeit Präsident Nixons herbeiführte. Ähnliche Konsequenzen sind mit seinem neuesten Werk Die Kommandanten nicht zu erwarten. Trotzdem zeigte sich US- Präsident Bush am Donnerstag vor der Presse sichtlich erregt und bezeichnete das 375seitige Buch als „kleinliche Kaffeesatzleserei eines Besserwissers“. Des Präsidenten Reaktion verwundert nicht, schließlich porträtiert Woodward Bush und seine engsten Berater als geheimniskrämerische Gang, die oft unentschlossen, dann wieder impulsiv reagiert und deren Mitglieder allem Anschein der Harmonie zum Trotz oft unterschiedlicher Meinung sind.

Woodward befaßt sich in Die Kommandanten mit dem Zusammenspiel von Politik und Militär vom Beginn der Amtszeit George Bushs bis zum Golfkrieg. So wurde laut Woodward eine Warnung des Geheimdienstes DIA (Defense Intelligence Agency) vom 31. Juli 1990 über eine bevorstehende irakische Invasion Kuwaits von Verteidigungsminister Cheney ignoriert. Woodwards Enthüllungen, Stil und Methode sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Schon in seiner CIA-Geschichte Veil hatte er nicht nur Sensationelles aufgedeckt, sondern war seinem Hauptinformanten, dem verstorbenen CIA-Direktor William Casey, in einigen Punkten auch übel aufgesessen. Die neuesten Inside-Informationen des Washingtoner Starjournalisten scheinen vor allem von ehemaligen Vorsitzenden der Stabschefs unter Ronald Reagan, Admiral Crowe zu stammen, der die Bush-Administration schon im Vorfeld des Golfkrieges heftig kritisiert hatte. Aber auch dessen Nachfolger, Colin Powell, muß Woodward mit vertraulichen Informationen versorgt haben. Das von Woodward durchweg vorteilhaft gezeichnete Bild eines loyalen aber kritischen und im Vergleich zu George Bush differenzierter denkenden Generalstabschefs dürfte den politischen Ambitionen Powells, den einige schon als Nachfolger Bushs sehen, nicht zum Nachteil gereichen.

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