: Die Hilfe aus dem Ausland tröpfelt nur
■ In Brüssel und anderswo sind die humanitären Töpfe leer
„Gebt uns zwanzig Hubschrauber und zwei Milliarden Taka (rund 100 Millionen DM). Sofort. Wir brauchen sie für unsere Hilfsarbeiten und um Tausende Menschen vor dem Sterben zu bewahren.“ Der dramatische Hilferuf des Ministers für den Katastrophenschutz ging von Dakka in alle Welt. Seit der Katastrophe stehen in Bangladesch nur noch sechs funktionstüchtige Hubschrauber zur Verfügung. Auch mehrere Schiffe, die für die Hilfsarbeiten unerläßlich wären, sind in der Flut versunken.
Ministerpräsidentin Begum Khaled Zia versicherte den Adressaten ihrer Hilferufe, daß es diesmal keine Mißbräuche geben werde: „Das Hilfsmaterial wird die Opfer erreichen.“ Alles werde gerecht und ehrlich verteilt. Auf mindestens 1,7 Milliarden Mark beziffert Begum Khaled Zia den bislang absehbaren Schaden für die Wirtschaft ihres Landes.
Doch die erflehte Hilfe aus dem Ausland tropft mehr, als daß sie fließt. Zwar fällten die Regierungen der Industriestaaten sowie mehrere Hilfsorganisationen schnelle Entscheidungen, doch die Höhe ihrer Hilfeleistungen steht in krassem Gegensatz zu dem Ausmaß des Schadens. 20 Millionen Mark will die EG Bangladesch zur Verfügung stellen — 16 Millionen, um die Lebensmittelvorräte der Regierung wieder aufzustocken und vier Millionen für den Kauf von Zelten, Decken und Medikamenten. Darüber hinaus bewilligten die britische Regierung 7,5 Millionen Mark, die niederländische knapp 1,8 Millionen und die japanische zwei Millionen Dollar für die Opfer des Wirbelsturms. Bonn hat großzügig 250.000 Mark für humanitäre Hilfe bewilligt.
Aus den USA wurden 20 Millionen Dollar für Medikamente angekündigt. Internationale Hilfsorganisationen wie der Kinderhilfsfonds und das Rote Kreuz haben ebenfalls Geldsummen und Sachspenden in Aussicht gestellt. In der BRD haben Caritas und Diakonisches Werk je 200.000 Mark bewilligt und Spendensammlungen eingeleitet.
Im Katastrophengebiet angekommen war bis Donnerstag von alldem noch nichts. Offen ist auch, ob den ersten Hilfsangeboten weitere folgen werden. Bei der EG zumindest, so sah es gestern in Brüssel aus, stehen die Chancen für weitere Lieferungen schlecht: Schon ein Teil der jetzt bewilligten Mittel kam nur durch Umschichtung anderer Budgetposten zusammen. Nach den humanitären Hilfen für kurdische Flüchtlinge (165 Millionen Dollar), der Hungerhilfe für Afrika (300 Millionen Dollar) und jetzt der Soforthilfe für Bangladesch sind in Brüssel zumindest die humanitären Töpfe leer. dora
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