: Immigrantenkongreß berät Zusammenarbeit
Aus Berlin Klaus de Boor(taz) — Als Flüchtling in Deutschland zu leben, ist noch nie leicht gewesen. Gerade in den letzten Wochen jedoch häufen sich Überfälle auf Ausländer insbesondere in den Fünf neuen Bundesländern. Während des 11. Bundeskongresses der ImmigrantInnen und Flüchtlinge tauschten sie Erfahrungen mit rassistischen Übergriffen und erfolgreicher antirassistischer Arbeit aus. Yonas Endrias vom Immigrantenpolitischen Forum: „Als Schwarzer kann ich wegen ständiger Überfälle nicht mehr nach Ost-Berlin.“ Ein erster Schritt zur Abhilfe sollen Ost-West-Workshops sein, denn „die Flüchtlinge im Osten Deutschlands haben Angst, sich selber zu organisieren.“
In einer Resolution heißt es, „daß in den neuen Bundesländern weder sozial, noch rechtlich und materiell die Voraussetzungen gegeben sind, um Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. (...) Angesichts dieser Situation ist Flüchtlingen die Zwangseinweisung in die ehemalige DDR nicht zuzumuten.“
Wayne Farah vom englischen Flüchtlingsforum verglich: „Jeder rassistische Überfall ist einer zuviel, aber bei uns in England ist alles noch viel schlimmer.“ Im letzten Jahr registrierte die Regierung 77.000 Überfälle, Farah geht von 200.000 Überfällen aus. Das Flüchtlingsforum berät Flüchtlinge in allen Städten des Landes, Tag und Nacht. Wem die Abschiebung droht, der findet bei ihnen Unterschlupf. Den in England lebenden Flüchtlingen bieten sie auch in einem ihrer 150 Häuser einen Unterschlupf. Jetzt haben sie von der Regierung 5,5 Millionen Pfund (rund 15 Millionen Mark) bekommen, um neue Häuser für Flüchtlinge zu bauen.
So weit ist es in Deutschland noch nicht. Die Initiativen versuchen sich erst einmal selber zu organisieren. Der Bundeskongreß der ImmigrantInnen und Flüchtlinge soll institutionalisiert und Ansprechpartner für die Politik werden. Das Vorbild dafür ist die Bundeskonferenz der entwicklungspolitischen Gruppen. In diese Richtung zielt auch Nita Kapoor aus Norwegen: „Wenn sich die Rassisten auf internationaler Ebene organisieren, so müssen auch wir uns international organisieren.“
Eine neue Form der Organisation ist die französische Presseagentur 'IMmedia‘, die seit 1983 Nachrichten von ImmigrantInnen verbreitet. Mit anderen Gruppen in London, Kopenhagen und Berlin soll eine professionelle, europäische Agentur entstehen.
Mogniss Abdallah: „Es ist unvollstellbar, wie wenig die Medien über rassistische Überfälle berichten.“ Vor kurzem hat er für das französische Fernsehen über rassistische Ausschreitungen in einem Lyoner Vorort berichtet. Ein eigenes Reporterteam hatte der Sender dafür nicht parat.
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