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Mittelalterlich anmutendes Turnier-betr.: Neumünster ect.

betr.: Neumünster etc.

Grün steht auch für Basisdemokratie: Notwendigerweise, weil die realexistierenden Demokratien längst nicht ihre Ablösung von feudalen Strukturen gerafft haben. Spießig-calvinistisch ihr Streben nach Teilhabe an Prunk und Macht — über andere und über Territorien, ökonomische und damit ökologische Ausbeutung, Nationalstaaten mit Geheimdiensten und Armeen — auch mit „Hauptstädten“ —, Personenkult mit der gewissen Sehnsucht nach Fürsten und Kaisern, Führern und Errettern.

In vielen Politikbereichen stellten sich Grüne mit Erfolg der Auseinandersetzung. Dem Wunsch(?) der Wahlbürger, der politischen Gegner oder der Presse nach Identifikationsfiguren scheinen inzwischen aber erhebliche Teile der Partei gerne nachkommen zu wollen. Treffen sich da gleichgerichtete Sehnsüchte? — Die spießige Zweisamkeit von Prinz und Aschenputtel?

Es geht doch um die Weiterentwicklung von Demokratie, Bürger- und Menschenrechten, dachte ich, und nicht um die Ersatzlibido auf Wahlzetteln! Das gehört in der Partei diskutiert und ebenso offensiv nach außen vertreten wie andere Programmbereiche.

Anders als auf Landesparteitreffen kamen in Neumünster Großkopfeten aufeinander, die sich als Landesfürsten, als Hausmachtleitfiguren oder sonstwie von der bundesweiten Presse hofieren und auf irgendwelche Schilde heben ließen — zu einem mittelalterlich anmutenden Turnier. Die Partei wollte und brauchte aber spätestens seit dem 2.12. inhaltliche Standortbestimmung und Fortentwicklung. Die Kreisverbände und Mitglieder der Grünen sollten zukünftig genauer hinsehen, zu welcher Veranstaltung sie für teures Geld ihre Delegierten entsenden.

Zwar hat sich die Bundesversammlung ansatzweise der Rolle entzogen, als Claqueurium darüber zu befinden, welchem Turnierstreiter denn die Rosen zu Füßen zu legen seien, doch dem Treffen der Päpste einen „Parteitag von unten“ entgegenzusetzen, dazu hat's längst nicht gereicht. Michael Walterscheid, Hamm

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