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Gonzalo Rojas: Achter Oktober

So daß sie mir also das linke trafen! Was bin ich doch

mit diesem linken Bein durch die Welt gegangen! Und nicht ein Baum,

mit dem ich reden konnte, und Schlangen, und Schlangen,

Schlangen wie Kugeln, und Faßt ihn! Stecht ihn!

und das Asthma, und was noch alles,

Asthma, und fast schon drei, und dieses Asthma!

So daß es also schon drei ist, oder schon nicht mehr drei,

auch nicht der achte, auch nicht Oktober. So daß hier also

die Schlucht des Yuro zu Ende ist, also die Schlucht

des Lebens, und es losgeht. So daß es also gewaltig

losgehen wird, und schossen mich nieder im Oktober.

So daß sie dafür fünftausend Dollar zahlten, oder waren es fünfzigtausend,

ach Gott, für das was wir waren und was wir sind,

für all das, was wir waren und sind! Fünftausend

für meine Augen und Hände, fünfzigtausend für alles,

mit Asthma und allem. Und das, ihr heiseren Lungen,

wo wir singend schon auf die vierzig zugehn!

Singend die unheilvollen Gesänge des Todes:

hoch, hoch, hoch ihr Verdammten, hoch lebe die Kühnheit im Feuer,

willkommen der Kugelhagel, wenn hinter uns andere stehn,

und auf, machen wir uns auf, auf

den Toten zu rächen!

Mein (was ist mein?) ist: diese Rose, dies Amerika

mit seinen alten Dornen. Den ganzen Morgen über

verurteilen sie mich auf Englisch. Was ist denn mein?

Und ist mein nicht auch dein, Bruder? Das war ein Schlag,

und ins Herz. Hier

fängt der Anfang an, und schluckt eure Angst hinunter.

So daß sie mich niedermachten und fesselten.

Nach Vallegrande, wozu, und im Hubschrauber!

Gut ist, den Sauerstoff anzureichern mit Blut,

wenn sie mich auch verbrennen danach, und mir die Hände abschneiden,

meine beiden Hände.

— So schieß doch endlich,

indem ich es wie Bolivar halte, aber wiederkomme.

*Am 8. Oktober 1967 wurde Ernesto Che Guevara in der Schlucht des Yuro gefangengenommen, mit dem Hubschrauber nach Vallegrande verbracht und dort erschossen.

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