: Schweiz: KurdInnen abgeschoben
■ Ausweisungen von KurdInnen in die Türkei drohen auch in Frankreich
Genf (taz) — Die Schweizer Bundesregierung hat am Mittwoch abend 27 kurdische Flüchtlinge per Charterflugzeug gewaltsam nach Izmir in der Türkei „ausschaffen“ lassen. Darunter befanden sich die 14 Kurden, die am Donnerstag vergangener Woche nach einem Treffen mit Spitzenvertretern der Kirchen unter spektakulären Umständen in Bern verhaftet worden waren und dann sechs Tage in einem fensterlosen Zivilschutzbunker im Kanton Obwalden verbringen mußten. Zu der „ausgeschafften“ Flüchtlingsgruppe gehörten auch zwei bislang in Luzern lebende kurdische Familien, deren Asylanträge abgelehnt worden waren.
Gegen die „Ausschaffung“ hatte es in den letzten Tagen mehrere Protestveranstaltungen gegeben. Im Flughafen Zürich-Kloten demonstrierten am Mittwoch über hundert Menschen. Einige von ihnen setzten sich auf das Rollfeld und versuchten den Abflug zu verhindern. Sie wurden sofort von der Polizei überwältigt und abgeführt. Auch Spitzenvertreter der drei großen Landeskirchen der Schweiz verurteilten erneut scharf die Abschiebung der Flüchtlinge. Die Bundesregierung erklärte hingegen sie sei „unumgänglich“ gewesen. Den KurdInnen drohe in ihrer Heimat „keinerlei Gefahr“.
Mit den 27 KurdInnen flogen zwei Mitarbeiter des Schweizer Bundesamtes, VertreterInnen von Flüchtlingshilfeorganisationen sowie drei Rundfunk- und Fernsehjournalisten mit nach Izmir. Dort sollen die KurdInnen zunächst in einer von der Berner Regierung angemieteten Pension untergebracht werden und von Schweizer BürgerInnen betreut werden. Der Bundesbeauftragte für das Füchtlingswesen, Peter Arbenz, sprach von einer „Rückführung in Würde und Sicherheit“, die beispielhaft sei. Andreas Zumach
Hungerstreik in Frankreich
Fameck (afp) — Auch in Frankreich droht KurdInnen in verschiedenen Orten die Abschiebung in die Türkei. Bereits seit 31 Tagen befinden sich deswegen in der lothringischen Gemeinde Fameck bei Metz 17 TürkInnen, darunter drei Kurden, in der örtlichen Kirchengemeinde im Hungerstreik. 16 von ihnen haben vergeblich versucht, in Frankreich politisches Asyl zu erhalten.
In der benachbarten Stadt Mülhausen protestieren 17 andere TürkInnen — sie alle sind KurdInnen — mit einem Hungerstreik gegen ihre drohende Abschiebung. In der ostfranzösischen Stadt Saint-Dizier und in Bordeaux versuchen derzeit mehr als vierzig Menschen, ihre Forderung nach plitischem Asyl durchzusetzen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen