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Die SPD „chloroformiert“

■ Uli Barth schickt Genossen Parteibuch zurück

Er gehört zu den Aktiven in Bremen. Egal ob Petitionsgesetz oder Dioxinemissionen aus der Müllverbrennungsanlage, Verbot von Tropenholz bei öffentlichen Aufträgen oder Verkehrsberuhigung in Riensberg, immer hat Ulrich Barth, für die SPD im Beirat Horn, auf hartnäckigste Art Behörden und oft auch seine Genossen genervt.

Vor eineinhalb Jahren hatte die Beiratsfraktion der SPD die Nase von Barths Aktivitäten voll und schloß ihn kurzerhand aus der Fraktion aus. Jetzt hat Barth von sich aus den zweiten Schritt vollzogen: Er schrieb einen bösen Abschiedsbrief an die SPD-Vorsitzende Ilse Janz und teilte mit, daß er damit aus der SPD austrete.

Die Parteivorsitzende Ilse Janz hatte sich im Januar dieses Jahres in einem Gespräch mit Barth noch bereiterklärt, zwischen ihm und den Horner Genossen zu vermitteln. Barth in seinem Brief: „Geschehen ist nichts.“

Seinen Horner Genossen um Horst Isola wirft Barth vor, sich in „ideologischer Sektkorkenknallerei“ zu gefallen, statt Bürgernähe zu praktizieren. Der Ortsverein erwecke den Eindruck, als sei er völlig dem Baldrian verfallen und dekliniere in seinem Falle in erschreckender Art und Weise, was Meinungsfreiheit ist.

Das „chloroformierte Denken“ in Parteilinien sei aber keine „Horn-spezifische Erscheinung.“ Auch Ilse Janz habe gefordert, daß die Parteifunktionäre sich stärker auf die Bevölkerung zubewegen sollten.

Barth: „Offensichtlich ist es so, daß Menschen, die öffentlich dazu auffordern, über den Tellerrand zu schauen, selbst in einer Suppenschüssel sitzen.“

hbk

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