piwik no script img

Das interessiert mich überhaupt nicht

■ Erinnerungen eines alten Untergründlers

Natürlich hing auch ich auf dem Festival ab. War doch sonst nix los im kalten Februar. Aber ich hab die ganze Sache nie ernst genommen.Wir als die ewigen Zyniker sind doch da auf den Partys eh nur rumgelaufen und haben uns kaputtgelacht. Bis zu dem Tag, als mein Freund Aram im Haus der Jungen Talente verhaftet wurde. Weil er die aus Kreisen der Fußballordnungskräfte rekrutierte Security- Belegschaft, die sich wie immer recht eigentümlich gebärdete, als FDJ-Nazis bezeichnete. Und — schwuppdiwupp — fand sich der gute Aram in der Keibelstraße wieder.Ich bekam das irgendwie mit und hab mich nach ihm erkundigt. Von offizieller Stelle hieß es: kein Kommentar. Konnte nur hintenrum was rauskriegen, man hatte ja überall seine Leute. Auch und gerade beim Gegner. Das war der Punkt, wo ich mir gedacht habe: Es ist auch nur solange lustig, wie du nicht auffällst bei der Party. Wenn du auffällst, sind sie ganz schnell dabei und sagen, du nicht mehr, du bist ausgeladen, du gehst in den Keller. Im Februar '89 wollten sie dann unsere Band, also Herbst in Peking, mit dabei haben. Okay, sagten wir, wenn wir unser Ding durchziehen können, warum nicht. Aram hatte sich wieder einmal selbst rehabilitiert und saß jetzt als Pressemann auf den Konferenzen herum. Da sagte irgendeine Tante, sie wisse gar nicht, wer diese fürchterliche Band eingeladen hätte, die von Tampons singe und Ceausescu verhöhne. Ich mein, wir waren wirklich schlecht, aber das konnte sie ja nicht erkennen. Wir spielten nachts um zwei und waren alle mörderisch zu. Ich muß dir ganz ehrlich sagen, wenn die da jetzt wieder ein Festival machen — das interessiert mich überhaupt nicht. Zwischenweltfestival? Ach ja, wir sind ja immer noch dazwischen. Zwischen Polen und Westdeutschland. Na, paßt doch. Rex

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen